Der 3D-Druck wird unsere Welt in den nächsten Jahren entscheidend prägen – vor allem für Firmen eröffnen sich im Prototypen-Bau und in der Herstellung von Kleinserien neue Möglichkeiten. Matthias Baldinger und Fabian Rahm möchten auf ihrer Plattform Additively Dienstleister für 3D-Druck mit professionellen Käufern zusammenbringen, wie Baldinger in den 9 Fragen erklärt.

Matthias Baldinger, was bietet Additively.com an?

Wir bieten Lösungen für Unternehmen an, die 3D gedruckte Teile und Produkte benötigen. Das ist aber nicht in erster Linie die Art von Heim-3D-Druck, der jetzt in den Medien oft erwähnt wird. Es handelt sich hier um professionellen 3D Druck, den wir auch als additive Fertigung bezeichnen. 

Was ist additive Fertigung genau?

Ausgangspunkt der additiven Fertigung  ist ein digitales 3D Modell eines Produkts oder Bauteils. Dieses wird von einer Software in Schichten gleicher Dicke „geschnitten“. Eine additive Fertigungsmaschine oder 3D Drucker „druckt“ jede einzelne dieser Schichten, vergleichbar wie ein normaler Drucker. So wird ein Produkt Schicht um Schicht aufgebaut. Es existieren verschiedene additive Fertigungstechnologien, die mittlerweile Kunststoffe, Metall oder auch Keramik verarbeiten können. Sie bieten verschiedene Vorteile gegenüber den traditionellen Produktionsverfahren wie etwa schnelle und kostengünstige Herstellung von Prototypen oder Kleinserien oder die komplexer Geometrie wie für den Leichtbau.

Additively-Gründer Matthias Baldinger letzte Woche an der EuroMold, der grössten Messe für 3D-Druck, in Frankfurt am Main

Additively-Gründer Matthias Baldinger letzte Woche an der EuroMold, der grössten Messe für 3D-Druck, in Frankfurt am Main

Dann geht ihr jetzt auch mit dem anrollenden Hype über 3D-Druck mit?

Die Medien schreiben seit einiger Zeit über alle möglichen 3D-Druck Verfahren und vermischen dabei Essen-3D-Drucker, Printer für Zuhause, Bio-Printing und additive Fertigung. Der Medienhype hilft, die Verfahren bekannter zu machen, aber führt auch zu Missverständnissen. Der normale Verbraucher denkt dann, er kann zu Hause Metallteile ausdrucken. Diese Maschinen kosten jedoch einen hohen sechsstelligen Betrag.

Verstehe. Da setzt Additively an. Ihr vermittelt sozusagen den Zugang für Firmen zu solchen Maschinen.

Genau. Viele KMUs  haben zunehmend das Bedürfnis nach 3D gedruckten Teilen und Produkten, können sich aber eigene Maschinen dafür kaum leisten. Additively bringt sie mit Dienstleistern für 3D Printing zusammen, die dann ihre Teile herstellen können. Wir haben auf unserer Seite ein Verzeichnis entwickelt, das detaillierte Informationen zu den einzelnen Dienstleitern bietet und nach verschiedenen Kriterien durchsucht werden kann. Wir ermöglichen professionellen Käufern, wie zum Beispiel Ingenieuren und Entwicklern, den richtigen Dienstleister für ihre Teile zu finden. Für Dienstleiter bieten wir einen einfachen weg, ihr Angebot zu präsentieren.

Wie viele 3D Printing-Anbieter finden sich auf eurer Plattform?

Unser Verzeichnis enthält rund 250 professionelle Dienstleister für additive Fertigungen und 3D-Druck aus ganz Europa. In der Schweiz gibt es zwölf. Für jeden Dienstleister existiert ein Profil für sein Angebot. Die Datenbank haben wir im letzten halben Jahr zusammengetragen. Die Dienstleister können ihre Profile nun übernehmen und weitere Informationen selbständig hinzufügen, damit sie noch besser von potentiellen Kunden gefunden werden können. Additively ist seit einer Woche online und es haben bereits mehr als 25 Dienstleister ihr Profil veröffentlicht.

Wie möchtet ihr Geld verdienen?

Im Moment verdienen wir noch nichts. Das Verzeichnis von Dienstleistern soll eine Informationsplattform sein und Additively bekannt machen. Mittelfristig bieten wir Firmen und Dienstleistern einen Marktplatz an, auf welchem sie direkt miteinander ins Geschäft kommen können. Der Kunde kann dann direkt auf Additively sein gewünschtes Teil spezifizieren und Angebote von verschiedenen Dienstleistern einholen. Wenn ein Geschäft über diesen Marktplatz zustande kommt erheben wir eine Kommission.

Wie ist die Idee zu Additively entstanden?

Ich mache momentan einen Doktor an der ETH Zürich, wo wir untersuchen, wie Firmen unterstützt werden können um additive Fertigungsverfahren häufiger zu verwenden. Eine zentrale Herausforderung war die Recherche nach geeigneten Dienstleistern So ist die Idee von Additively entstanden. So richtig los ging es aber erst als ich Fabian, den ich über einen gemeinsamen Freund kannte, von der Idee begeistern konnte.

Man spricht jetzt schon eine Weile von 3D-Druck – wann geht es denn richtig los?

Wir sind überzeugt, dass 3D Printing die Art, wie Produkte hergestellt werden, verändern wird. Wir möchten einen Beitrag leisten, dass 3D-Druck mehr von Firmen genutzt wird. In vielen Firmen stehen spannende Projekte in der Pipeline. Die Umsetzung dieser Projekte ist für viele Firmen aber nur zusammen mit dem richtigen Dienstleister möglich. Wir bringen Firmen mit den richtigen Dienstleistern zusammen um ihre Projekte Realität werden zu lassen.

Welches Unternehmen dürfen wir als nächstes vorstellen?

Das Startup Archilogic entwickelt eine 3D Online-Plattform zur Visualisierung, Vermarktung und Planung von Architektur und Design, die sich durch ihr überzeugendes Raumerlebnis und ihrer fliessenden Integration in soziale Medien auszeichnet.