Unser wöchentliches Interview dreht sich wieder um das Thema 3D: Diesmal aber nicht in Zusammenhang mit 3D-Druck, sondern für den Bau und die Planung von Immobilienobjekten. Die ETH-Architekten Tomas Polach, Pascal Babey, Kaspar Helfrich und Frederic Schwarz haben ein Modell entwickelt, bei dem ein Bauprojekt von künftigen Bewohner aktiv mit gestaltet werden kann. Tomas Polach hat uns sein Startup in 9 Fragen erläutert.
Was bietet Archilogic an?
Wir entwickeln innovative Kommunikationslösungen für das Stakeholder Management bei grossen Bauprojekten. Auf unserer 3D-Plattform Archi.vu wird ein Bauwerk räumlich zu erleben sein. Künftige Bewohner können in einem vom Architekten festgelegten Rahmen direkt Vorschläge anbringen, Räume und Materialien editieren und sich somit ‚live‘ am Planungsprozess beteiligen.
Gibt es solche 3D-Lösungen nicht bereits heute bei Architektursoftware?
Es gibt sehr viele 3D-Programme im Architekturbereich. Wir entwickeln jedoch keine Architektursoftware, sondern eine Internetplattform, auf der Architektur und Design dreidimensional dargestellt, bearbeitet und geteilt werden kann – direkt im Browser. Unser Fokus liegt auf der partizipativen Entwicklung von Architektur.
Habt ihr Archilogic unmittelbar nach dem Studium gegründet?
Wir sind eine Gruppe von ETH-Architekten mit unterschiedlichen Richtungen. Seit dem Abschluss unseres Studiums führen wir erfolgreich ein Architekturbüro. In der Praxis haben wir festgestellt, dass die Kommunikation zwischen Architekten und Bauherren aufgrund von unterschiedlichem Vorwissen zu Leerläufen führt und ziemlich ineffizient ist. Das hat uns motiviert eine innovative Kommunikationslösung zu entwickeln.
Arbeitet ihr auch mit Hauskäufern, Mietern oder Immobilienmaklern zusammen?
Ja – unsere Plattform kann neben einer drei dimensionalen, interaktiven Darstellung auch ‚unsichtbare Daten‘ wie beispielsweise Kosteninformation oder Energieeffizienz beinhalten. Damit ist die Plattform auch für den Immobilienmarkt interessant. Erste Interessenten sind bereits da. Unser Langzeitfokus liegt aber auf den partizipativen Aspekten. Wir stehen in Kontakt mit Wohnbaugenossenschaften und hoffen mit diesen zusammen planerisches Neuland zu betreten.
Ikea hat doch mal etwas ähnliches angeboten. Mit Hilfe eines Augmetend Reality-Systems konnte man Möbel in Räume platzieren. Hat das Parallelen zu eurem Produkt?
Ikea hat ein Präsentationswerkzeug entwickelt. Bei uns steht der Raum und die Vernetzung der verschiedenen Beteiligten im Vordergrund. In den Räumen können auch Möbel von echten Herstellern platziert werden. Dennoch verfolgen wir einen umfassenderen Ansatz der weit über die reine Präsentation von Möbeln hinaus geht. Es geht um die Interaktion zwischen Laie und Planer, die gemeinsam und gleichzeitig an der Entwicklung von Raum, Haus und Stadt arbeiten.
Wie wollt ihr Archilogic in der breiten Öffentlichkeit bekannt machen?
Am besten mit einem Bauprojekt bei dem unsere Plattform zum Einsatz kommt. Dabei könnten die künftigen Bewohner ihre eigene Wohnung selber gestalten, ganz entsprechend ihren individuellen Wünschen und Anforderungen.
Wie ist euer heutiger Stand?
Wir haben vor kurzem eine erste Beta Version fertig gestellt. Um die Entwicklung zu einem marktreifen Produkt voran zu treiben stehen wir mit Business Angels in Kontakt. Mit Wohnbaugenossenschaften prüfen wir erste Projekte.
Habt ihr Competitors?
Unsere Platform ist sehr spezifisch auf das Stakeholder-Management im Bereich architektonische Planung ausgerichtet. Im diesem Bereich haben wir noch keine Competitors. Die drei dimensionale Darstellung auf unserer Plattform hingegen verleitet viele dazu uns mit Raumplanung-Tools zu verwechseln. Wir arbeiten aber auch deshalb besonders daran die Beteiligungsmöglichkeiten an unserer Plattform hervor zu heben.
Welches Startup sollen wir hier als nächstes vorstellen?
Das Startup GP Aspara macht High-end mathematische Optimierung für jedermann nutzbar. Wir verfolgen gespannt ihre Entwicklung.