Nicht nur Climeworks ist von der neuen Steuerpraxis im Kanton Zürich betroffen. Auch Movu, dessen Aktiengesellschaft bereits 2005 gegründet wurde, wird knallhart getroffen und prüft deshalb eine Verlegung des Firmensitzes. Grund dafür ist das Zürcher Steueramt, welches die Aktien der Startups nach Preisen der letzten Finanzierungsrunde bewertet und dadurch die Gründer der vielversprechendsten Schweizer Startups privat in den Ruin zu treiben droht und Investoren künftig davon abhalten wird, in Zürcher Startups zu investieren.

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Laurent Decrue sagt: «Die neue Regelung im Kanton Zürich hilft den erfolgreichen Startups wenig.»

Die letzten Monaten waren sehr erfolgreich für Movu. So konnten sie einige Finanzierungsrunden abschliessen und Preise einheimsen. Nach dem erfolgreichen Einstieg in die Top 100 Liste im letzten Jahr haben wir mit CEO Laurent Decrue gesprochen. Dieses Mal ist der Grund zum Gespräch aber nicht so erfreulich, denn den Gründern und Privatinvestoren stehen schon bald Vermögenssteuerrechnungen in sechsstelliger Höhe ins Haus und sie müssen sich Sorgen um ihre Zukunft machen.

Laurent, kannst du uns kurz erklären, was MOVU genau anbietet?
Über unsere Website kann jeder seinen Umzug schnell und kostenlos organisieren. Sei es die richtige Umzugsfirma oder Endreinigungsfirma zu finden oder zusätzliche Angebote rund um den Umzug zu buchen. Zu unseren Partnern gehören namhafte Firmen wie Swisscom, UBS, AXA Winterthur, Immo Scout24 und homegate.ch. Die Firma wurde in Zürich gegründet und wir haben zusätzlich ein Büro in Belgrad und Berlin. Zurzeit beschäftigten wir 22 Mitarbeitende und vergrösserten vor kurzem unser Geschäftsgebiet auf die französischsprachige Schweiz. Zudem sind wir immer auf der Suche nach Lösungen, um MOVU für unsere Kunden noch intuitiver und einfacher zu gestalten. Mit der Akquisition von Moovaa im März haben wir eine innovative App und Technologie übernommen und können dadurch unsere Technologieführerschaft im Schweizer Markt weiter ausbauen.

Wann habt ihr die Firma gegründet?
Das rechtliche Konstrukt existiert bereits seit 2005, verfolgte damals aber einen komplett anderen Zweck. Nach einigen Richtungswechseln wurde die Firma in den Jahren 2013 und 2014 übernommen und auf den Umzugsmarkt ausgerichtet. Seit Mai 2014 ist MOVU als Umzugsvermittler auf dem Markt aktiv. Wir konnten im letzten Jahr mit über 300% wachsen, schreiben aber noch immer Verluste, weil wir den Aufbau finanzieren müssen.

Wie finanziert ihr diese Verluste?
Lange Zeit war die Firma vom ursprünglichen Gründer und danach von uns selbst finanziert. Im Jahr 2014 wurde dann ein erstes Mal extern Geld aufgenommen und in den folgenden zwei Jahren konnten mehrere Finanzierungsrunden bei stetig steigender Bewertung durchgeführt werden.

Wie wirkt sich die neue Steuerpraxis auf euch aus?
Da unsere Firma bereits 2005 gegründet wurde, profitieren wir nicht von der Übergangsfrist und leiden stark unter der neuen Praxis. Wir erwarten wie Climeworks horrende Vermögenssteuerrechnungen, die wir nicht bezahlen können! Die neue Regelung im Kanton Zürich hilft den erfolgreichen Startups wenig. Ich hoffe, dass die Steuerbehörden zurück zur Substanzbewertung gehen, damit die Rahmenbedingungen in der Schweiz und spezifisch im Raum Zürich für Startups geschaffen werden, um als Standort wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wie geht es bei euch weiter?
Wir wollen weiter stark wachsen und prüfen deshalb den Firmensitz zu verlegen. Ein Startup nachhaltig aufzubauen ist eine Mammutaufgabe. Anstatt sich um die Steuerpolitik zu kümmern, würden wir aber viel lieber unseren Service weiter ausbauen, damit der Umzug zu einem sorgenlosen Erlebnis für alle wird.

 

stefan-steinerBist du von der Steuerthematik selber betroffen oder hast du Fragen? Stefan Steiner, Managing Director von venturelab in der Deutschschweiz, hilft dir gerne weiter: sts@venturelab.ch; +41 (0)71 242 98 88

Und weitere Informationen zum Steuer Thema findet man zusammengefasst im Steuer Dossier von venturelab: www.venturelab.ch/startupsteuer

 

 

Erfahrt mehr über Movu in diesem Erklärungsvideo: