Die Schweizerische Post testet in der Stadt Bern den lokalen Online-Marktplatz Kaloka. Kaloka bietet einen SMS-Shoppingservice und Same-Day-Delivery als Zustelloption. Für die Konzeption und Durchführung des Pilotprojekts arbeitet die Post mit dem Zürcher Start-up notime zusammen. Der Mitgründer von notime, Philipp Antoni, gibt Auskunft darüber, wie es zur Zusammenarbeit mit der Post gekommen ist und wie es ist als Start-up mit einem Grossunternehmen zusammenzuarbeiten.

Was macht notime genau?
Wir sind ein Technologie-Unternehmen, das eine Zustellungsplattform betreibt, die eine flexible Same-Day-Delivery in urbanen Gebieten ermöglicht. Wir sind überzeugt, dass dies zu Preisen möglich ist, welche sich von klassischen Zustelldiensten nur unwesentlich unterscheiden. Damit das funktioniert, braucht es eine Dichte an Bestellungen, genügend Händler müssen mitmachen und die technische Abbildung der Prozesse muss funktionieren.

Wie ist es zur Zusammenarbeit mit der Post gekommen?
Wir hatten Kontakt mit der Abteilung „Entwicklung und Innovation“ aufgenommen und wurden dann eingeladen. Es gibt dort Mitarbeitende, die externe Ideen und Zusammenarbeitsmöglichkeiten mit Start-ups prüfen. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht: Die Post überlegt sich, wie sie die Logistik in den Städten verbessern kann und da ist die Gleichtagszustellung ist ein aktuelles Thema. Wir konnten der Post glaubwürdig aufzeigen, dass wir dank unserer Software bestimmte Probleme lösen können.

Bild Antoni

Mitgründer von notime, Philipp Antoni, sagt: «Kaloka wurde unglaublich speditiv umgesetzt für ein Unternehmen dieser Grösse.»

Die Post ist eines der grössten Unternehmen der Schweiz. Notime ein Start-up. Kam es zu Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit?
Meine Gründungspartner und ich hatten schon mehrere Firmen gegründet. Ich hatte die Trägheit von Grossunternehmen schon einige Male erlebt. Ich bin wirklich beeindruckt, wie effizient und unkompliziert die Zusammenarbeit mit der Post ist. Kaloka wurde unglaublich speditiv umgesetzt für ein Unternehmen dieser Grösse. Die Post behandelt uns dabei auf Augenhöhe.

Wie profitiert notime von der Zusammenarbeit – abgesehen davon, dass eure Dienstleistung zum Einsatz kommt?
Dank der Expertise der Post konnten wir unsere Ursprungsidee verbessern. Die Post kennt das Verhalten ihrer Kunden gut und auf der Basis dieser Erkenntnisse haben wir teilweise unsere Prozesse angepasst. Ausserdem waren wir beeindruckt, mit welcher Liebe zu Dienstleistungsdetails der Marktplatz konzipiert wurde. Ich denke da zum Beispiel an erarbeitete Standardprozedere, wie man mit den Kunden über den SMS-Shoppingservice kommuniziert. Die Post weiss, wie man Effizienz herstellt.

Müssen sich Grossunternehmen anpassen, damit eine Kooperation mit Start-ups erfolgreich zu Stande kommt?
Start-ups befinden sich meist in Situationen grosser Unsicherheit und müssen schnell und innovativ denken und handeln. In einem Grossunternehmen entwickelt sich hingegen ein Sicherheitsgefühl. Ich denke, dass Grossunternehmen lernen müssen, bewusst Risiken gemeinsam mit Start-ups einzugehen. In 70 % der Fälle lohnt sich das für die Firma. Im besten Fall bringt man eine neue Dienstleistung und innovative Produkte extrem effizient zu Stande. Schlimmstenfalls haben beide Seiten etwas dazugelernt.

Was empfiehlst du anderen Start-ups, die mit Grossunternehmen zusammenarbeiten wollen?
In Grossunternehmen gibt es meist Innovationsabteilungen, die offen für externe Geschäftsideen sind – so auch bei der Post. Wenn der Kontakt hergestellt ist, ist es zentral, Glaubwürdigkeit auszustrahlen. Die Leute müssen glauben, dass man es hinkriegt, auch wenn noch vieles unsicher ist. Wichtig ist auch, sein ganzes Netzwerk zu aktivieren, um an Entscheidungsträger ranzukommen. Und ganz wichtig: Wenn man es schafft, einen internen Champion für sich zu gewinnen, gewinnt man viel. Einer, der das Thema intern beim Unternehmen vorantreibt und immer wieder darauf hinweist: „Wieso arbeiten wir nicht mit denen zusammen? Die lösen doch all unsere Probleme“.