Die meisten Startups haben eins gemeinsam: Am Anfang muss jede Menge Zeit und Arbeit investiert werden. Der Schritt in die Selbstständigkeit bedeutet nicht selten Überstunden und Wochenendarbeit. So rückt der Urlaub für die nächsten Monate erst mal in unerreichbare Ferne. Dennoch müssen auch Gründer zwischendurch auftanken.

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Richtig Auftanken: Gewusst wie. (Pixabay.com, ©Unsplash CC0-Lizenz)

Der Gedanke unersetzlich zu sein, ist bei vielen noch vorhanden, auch wenn sich das Unternehmen bereits weiterentwickelt hat und über mehrere Mitarbeiter verfügt. Dass es sich bei der Vorstellung, ein Startup-Gründer müsse rund um die Uhr für das Unternehmen verfügbar sein, nur um ein Klischee handelt, zeigt der Praxistest von Manuel Reinhard. Er ist selbst Gründer eines Unternehmens und weiss, wie es sich anfühlt, die Verantwortung für eine kurze Zeit abzugeben. Die Erfahrung zu sehen, dass das Unternehmen genauso weiter läuft, wenn er selbst für einige Wochen in Urlaub ist, schafft Freiheit und Vertrauen.

Erfahrungswerte sammeln
Dazu gehört es, erste Testphasen zu starten. Erst wer ausprobiert was geschieht, wenn er sich in ein verlängertes Wochenende oder in einen Urlaub verabschiedet, sieht was passiert. Dazu müssen im Vorfeld Aufgaben delegiert werden und die Verantwortungen der einzelnen Personen feststehen. Klare Anweisungen, Strukturen und Ansprechpartner helfen, bei schwierigen Situationen zügig eine Lösung zu finden. Die Erfahrungen zeigen einem schnell, was sich beim nächsten Mal besser machen lässt.

Erreichbarkeit im Urlaub
Beim ersten Testen, wie gut das Unternehmen ohne einen läuft, gibt einem die Erreichbarkeit das nötige Sicherheitsgefühl. Viele Probleme lassen sich auch aus der Ferne lösen. Voraussetzung sind Telefon oder ein Internetanschluss. Wem das noch zu unsicher ist, der kann auch in Reichweite bleiben, so dass er in einem dringenden Notfall in wenigen Stunden vor Ort sein kann.

Allerdings leidet der Erholungseffekt, wenn die Erreichbarkeit in jedem Urlaub zu 100 Prozent gewährleistet sein muss. Nach und nach sollten daher auch Phasen eingelegt werden, an denen die Erreichbarkeit nicht gegeben ist. Ein gesundes Unternehmen ist in der Lage, auch ohne seinen Gründer weiterzulaufen.

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Über das Internet ist auch eine Erreichbarkeit aus der Ferne gewährleistet. (Pixabay.com, ©Unsplash CC0-Lizenz)

Der Unterschied zwischen „One-Man-Show“ und Team
Sicherlich macht es einen Unterschied, ob bei einer Auszeit auf ein Team zurückgegriffen werden kann oder nicht. Bei einem Ein-Mann-Unternehmen können Aufgaben nicht einfach delegiert und Verantwortungen auf andere übertragen werden. Dennoch ist es möglich und sogar nötig, auch hier Auszeiten zu nehmen. Wer ohne Pause durchpowert, riskiert irgendwann in einem Burn-Out zu landen.

Doch dies ist nicht das einzige Argument für ein Auftanken zwischendurch. Echte Pausen, bei denen komplett abgeschaltet wird, schaffen Raum für Kreativität und neue Ideen. Zudem sorgt eine Unterbrechung für Abstand zur eigenen Arbeit. Dadurch ändert sich der Blickwinkel. Die üblichen Prozesse und eingeschliffenen Arbeitsabläufe können neu bewertet werden. Das Potential zu Verbesserungen und Optimierung wird dadurch besser ausgeschöpft.

Die passende Erholung
Welche Auszeit ist nun für wen die richtige, um danach auch den Erholungseffekt zu spüren? Da jeder Mensch anders ist, kann nicht für jeden pauschal der richtige Ort oder die richtige Beschäftigung vorgegeben werden. Dennoch gibt es eine Richtlinie, anhand derer sich orientiert werden kann.

Urlaub zu Hause
Ganz vorneweg: Ein Urlaub zu Hause wird selten als tatsächlicher Urlaub erlebt. Der Alltagstrott bleibt bestehen und die Tendenz, einen (Gross-)teil der Zeit dennoch mit Arbeit zu verbringen, ist hoch. Für ein Herantasten an eine Erholungsphase ist diese Option dennoch geeignet. Dazu müssen in den Tagesablauf Elemente eingebaut werden, die es einem ermöglichen, die Zeit ganz bewusst für sich selber zu nutzen. Egal, ob nachmittags mit einem guten Buch ins Café setzen oder abends mit Freunden zu einem gemütlichen Essen treffen: Mindestens drei bis vier Stunden des Tages sollten für solche kleinen „Highlight“ eingeplant werden.

Abschalten durch Aktivität
Ebenso als erste kurze Urlaube für Startup Gründer eignen sich Tages- oder Wochenendtrips. Kurze Abwesenheitsphasen sind sich leichter zu erlauben. Einfach raus aus dem Arbeits- und Alltagstrott, in eine völlig neue Umgebung.

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Eine Auszeit von zwei bis drei Wochen bringt die höchste Erholung. (Pixabay.com, ©BubbleJuice CC0-Lizenz)

Kurzfristig und spontan kann so ein hoher Erholungswert geschaffen werden. Typischerweise eignet sich dazu Backpacking, was nichts weiter bedeutet als einfach den Rucksack zu packen und loszugehen. Es lassen sich landschaftlich viele Orte finden, an denen neue Eindrücke auf einen warten. Die Bewegung und die frische Luft tragen ein Weiteres dazu bei, dass richtig abgeschaltet werden kann. Vor allem bei überwiegend mentalen Arbeiten ist der Ausgleich durch körperliche Aktivität optimal.

Der klassische Urlaub
Klappt es mit den kurzen Auszeiten und laufen die Unternehmensprozesse flüssig, darf sich ruhig auch eine längere Auszeit genommen werden. Denn nachweislich ist der Erholungseffekt bei längeren Pausen am grössten. Mal zwei oder drei Wochen am Strand liegen und die Seele baumeln lassen, neue Länder und Kulturen erkunden oder ein neues Hobby erlernen.

Auch Startup-Gründer leben nur einmal und dürfen ihre Freizeit für etwas anderes als Arbeit nutzen. Wen es beruhigt, der kann auch zwischendurch sein Handy anschalten, um für Notfälle erreichbar zu sein. Wer sich sicher ist, dass es auch ohne ihn läuft, kann hingegen auch einen Urlaub wählen, bei dem er ganz zur Ruhe kommt: Ein mehrtägiger Besuch in einem Kloster. Auf den ersten Blick etwas ungewohnt, allerdings ist hier ein Abschalten ohne äussere Einflüsse garantiert.