Der Nationalrat Marcel Dobler (FDP) hat eine Motion eingereicht, in der er fordert, dass Absolventen aus Drittstaaten, die in der Schweiz die Ausbildung machen, von der Kontingenten-Limitierung befreit werden. Der Bundesrat sieht es anders und empfiehlt die Motion abzulehnen. Im Interview reagiert Dobler auf den Entscheid des Bundesrats.

Marcel Dobler hat einiges erreicht in der Schweiz. Er ist Gründungsmitglied des Schweizer Unternehmens Digitec und war während 13 Jahren dessen CEO. Seit 2015 ist er Nationalrat (FDP) und vertritt dabei die Interessen der Schweizer Unternehmerwelt. Wir haben Dobler vor zwei Jahren am 2. St. Galler Neuunternehmer Forum getroffen, wo er als Gast-Referent vor über 400 Besuchern sprach.

Motion eingereicht
Zu Beginn des Jahres hat er eine Motion eingereicht, in der er den Bundesrat aufforderte, Voraussetzungen zu schaffen, damit ausländische Masterabsolventen und Doktoranden der Schweiz einfach und unbürokratisch in der Schweiz bleiben können. Dies soll vor allem in den Bereichen mit ausgewiesenem Fachkräftemangel (z.B. MINT) für Entlastungen sorgen. Es gilt zu verhindern, dass Schweizer Hochschulen mehrere Jahre in ihre Akademiker investieren, nur, dass sie dann nach Abschluss im Ausland tätig werden.

Kürzlich antwortete der Bundesrat auf diese Motion und empfahl, dass das Parlament die Motion ablehnen solle. Man teile zwar das Bedürfnis von Dobler. Doch bestehen laut Bundesrat genügend Hilfestellungen für solche Absolventen. Wie Startupticker berichtete, käme der Inländervorrang nicht zum Zug, wenn die Erwerbstätigkeit der Drittstaaten-Absolventen von hohem wissenschaftlichem und wirtschaftlichem Interesse sei. Wir haben mit Marcel Dobler über die Empfehlung des Bundesrats gesprochen und fühlen nach, wie es nun weitergehen soll.


Herr Dobler, wie sind Sie darauf gekommen, eine solche Motion einzureichen?
Ich habe Inputs aus der Branche erhalten – insbesondere aus dem IT-Bereich. Ein gutes Beispiel für dieses Problem ist Google in Zürich: Zurzeit arbeiten dort zirka 2000 Mitarbeiter und das Unternehmen möchte auf 5000 erhöhen, was für den Wirtschaftsstandort Zürich phänomenal wäre. Aufgrund der aktuellen Kontingenten-Lage werden die Drittstaaten-Absolventen aber Probleme haben, dort angestellt zu werden. Das ist ein Fehler der aktuellen Gesetzeslage und muss behoben werden.

Ruedi Noser

Der Bundesrat empfiehlt dem Parlament die Motion abzulehnen. Was ist Ihre Reaktion dazu?
Ich bin nicht überrascht, dass der Bundesrat so entschieden hat, das macht er häufig so. Man muss auch klar sehen, dass mein Vorstoss – wie auch der von Ruedi Noser (Bild), der in eine ähnliche Kerbe schlägt – ein Bedürfnis der Wirtschaft ist. Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, dass man Leuten aus Drittstaaten jahrelang eine Ausbildung zahlt und diese nach Abschluss nicht hier arbeiten lässt. Das Geld wird so nach aktueller Lage falsch investiert.

Wie geht es nun weiter?
Der Bundesrat hat eine Ablehnung der Motion empfohlen. Das ist nicht ideal, hat aber keinen Entscheidungscharakter. Da die Motion mit 26 parteiübergreifenden Unterschriften aus dem Parlament abgestützt ist, muss man abwarten, wie die Motion im Nationalrat diskutiert und später darüber abgestimmt wird.

Was können die Folgen dieses Entscheids sein?
Man muss die Abstimmung abwarten. Aufgrund der Entscheidung des Bundesrats setzen wir unsere Köpfe nicht in den Sand. Ein Bedürfnis ist da, diese Absolventen in der Schweiz zu behalten und den Wirtschaftsstandort Schweiz zu fördern. Mit der aktuellen Lage ist dies aber suboptimal – das wollen wir ändern, denn es ist bitter nötig.

Wären die Schweizer Startups gezwungen ins Ausland zu gehen, falls auch das Parlament dagegen abstimmt?
Soweit möchte ich nicht denken. Wir versuchen unser Bestes in Bern, um den Schweizer Unternehmen eine solide Basis zu verschaffen. Mir ist bewusst, dass politische Mühlen bekanntlich langsam mahlen – aber wir werden uns voll und ganz für dieses Thema einsetzen.