3D-Drucker verändern weltweit die Produktionsbedingungen – höchste Zeit für Startups, Anwendungen für die neue Technologie zu finden. Erste Ideen gibts es schon, darunter: personalisierte Sportschuhe, Steaks ohne Schlachthaus oder neue Zähne auf Bestellung.

aus dem Drucker {keepitsurreal;http://www.flickr.com/photos/keepitsurreal/6107889347/in/photostream/;http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/}3D-Druck ist eine disruptive Technologie, wie sie im Buche steht. Hier schickt sich ein Verfahren an, bestehende Produktionsprozesse umzuschmeissen und damit die Karten ganz neu zu mischen.

Typisch für neue, bahnbrechende Erfindungen: Sie sind zunächst unerschwinglich und schwer zu bedienen, treten dann aber in den Mainstream ein. 3D-Druck ist unterwegs dorthin. Web-Vordenker Clay Shirky sagt dazu: Etwas Neues wird sozial interessant, wenn es technologisch langweilig geworden ist.

In der Industrie ist 3D-Druck bereits seit Jahren im Einsatz. In den vergangenen zwölf Monaten hat aber eine Reihe von 3D-Druckermodellen eine Preisgrenze geknackt, die sie für Privatnutzer erschwinglich macht (z.B. MakiBox, Form 1, Ultimaker). Diese Verfügbarkeit lädt dazu ein, mit den wunderlichen Geräten zu experimentieren. Höchste Zeit also, dass wir erste Startups mit Geschäftsideen rund um die neue Technologie sehen. Was ist zu erwarten?

Das Prinzip: Anders als bei Fräsen oder Laserschneidern wird bei 3D-Druckern ein Gegenstand nicht aus einem Material herausgeschnitten. Stattdessen modelliert der Drucker ein Objekt aus Wachs oder Plastik und lässt es Schicht für Schicht in die Höhe wachsen. So lässt sich praktisch jede beliebige Form erstellen, gerade auch solche, die per Gussverfahren nicht möglich wären.

Erste Geschäftsmodelle

Es zeigt sich: Erste Jungunternehmer haben sich die neue Technologie schon zu eigen gemacht. In Basel ist die Digitalwerkstatt (Porträt) dabei, mit 3D-Druckern auf Auftragsbasis für Kunden zu produzieren. In Zürich haben Christiane Fimpel und Philipp Binkert kürzlich einen Shop eröffnet, in dem sie Kurse anbieten, 3D-Drucker verkaufen und Druck als Dienstleistung anbieten.

3D-Model.ch hat bereits jetzt eine breite Kundenbasis. Architekturbüros, Filmstudios, Marketingagenturen gehören dazu, ebenso wie kleine und grosse Firmen aus der Industrie. Bestellt wird alles Mögliche: dekorative Spezialanfertigungen, Filmrequisiten, Gebäudemodelle, Teile für Maschinenprototypen, Kunstobjekte. Ein Wettbewerbsvorteil des 3D-Drucks ist die Geschwindkeit, sagt Philipp Binkert, «der schnelle Weg von der Idee zur Umsetzung.» Innert 48 Stunden kann sein Shop liefern, wenn nötig.

Jungfirmen setzen bisher also vor allem auf bestehende Dienstleistungen und neue Technik – und machen sich deren Vorteile zu Nutze. Schnell, günstig und für den sogenannten «Market-of-One» produzieren zu können, bietet aber offenkundig mehr Möglichkeiten. Wie geht es also weiter?

Zwischen Spielerei und Science-Fiction

Der Blick ins Ausland liefert einige Anhaltspunkte. Personalisierte Druckservices für Geschenke, Schmuck und jede denkbare Art von Dekogegenständen sind die ersten Geschäftsideen, die sich zeigen. So vertreibt ein japanisches Unternehmen Figürchen auf Basis von Körperscans einer Person – Ministatuetten statt Familienfotos? Ein Designer stellt individuell auf den Athletenfuss angepasste Laufschuhe her. Und bumpyphoto macht aus Fotos dreidimensionale Kunstobjekte (wenn auch ziemlich kitischige).

Ernsthafte Anwendungen sind noch spärlich gesäht, aber im Kommen. So etwa im Medtech-Bereich, wo erfolgreich erste Prothesen per 3D-Druck entstehen. Anderes ist noch Zukunftsmusik, generiert aber bereits Interesse unter Investoren. Ein US-Startup hat von Paypal-Mitgründer Peter Thiel 350’000 Dollar erhalten, um seine Idee weiter zu entwickeln. Modern Meadow will dereinst Steaks ausdrucken. Was nach einem Scherz klingt, ist ernst gemeint: Im Labor gezüchtetes Kunstfleisch soll der Massentierhaltung ein Ende machen und ökologisch verträglich sein.

Man sieht: Die Spannbreite an Entwürfen ist gross, bisher ist nichts entschieden. Und wer den 3D-Druck-Pionieren über die Schulter schaut, ahnt: Hier haben wir es mit einer Technologie zu tun, deren Potential noch lange nicht ausgelotet ist. Eine Chance für mutige Gründer und gute Ideen.