Letztes Jahr haben wir mit Rasmus Rothe über den HackZurich gesprochen – den grössten Hackathon Europas. Nun wird der Event grösser: Im September findet nämlich im Zürcher Technopark zum ersten mal das Digital Festival statt, welches neben dem HackZurich auch Workshops, Networking-Anlässe und Highclass-Speaker anbietet. Rothe’s Kollege Jonathan Isenring erklärt im Interview, was das Digital Festival genau ist, welche Herausforderungen auf ihn warten und wie es den Standort Zürich voranbringen soll.

jonathan isenring

Jonathan Isenring: «Digital Festival wird die Stadt Zürich mit verschiedenen Formaten und Veranstaltungen in einen digitalen und technologischen Ausnahmezustand versetzen.»

Jonathan, bevor wir uns über das Digital Festival unterhalten, stell dich kurz unseren Lesern vor.
Ich schliesse gegen Ende dieses Jahres mein Masterstudium in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich ab. Mein Interesse an Startups war schon sehr früh stark ausgeprägt. Das war der Grund dafür, dass ich im studentischen Verein der Universität Zürich für Jungunternehmen aktiv wurde und während zwei Jahren die Entwicklung massgeblich mitgestaltet habe. Dadurch habe ich Einblick und Zugang zur Schweizerischen Jungunternehmerszene gefunden und durch die Zusammenarbeit mit dem ETH Entrepreneur Club meinen Mitgründer Rasmus Rothe kennen gelernt.

Stell in ein paar Sätzen das Digital Festival vor. Was macht ihr? Auf was kann sich der Festivalbesucher freuen?
Wir hatten von Anfang an die Vision, aus dem HackZurich etwas Grösseres zu machen. Der HackZurich ist in Bezug auf die Teilnehmenden sehr exklusiv, was für die Qualität dieses Formats einen wichtige Voraussetzung ist. So sind überwiegend Personen mit technologischem Hintergrund als Teilnehmende zugelassen. Wir haben in den letzten beiden Jahren allerdings grosses Interesse von der Öffentlichkeit, den Medien und Firmen bekundet bekommen. Darauf basierend haben wir zusammen mit unseren Partnern die Vision des Digital Festival entwickelt. Wichtig ist uns, dass wir keine weitere Einzelinitiative geschaffen wird, sondern versuchen bestehende Veranstaltungen, Institutionen und Formate unter einem Schirm zusammen zu bringen und auf diese Art und Weise mit vereinter Kraft nach aussen auftreten zu können. Wir verstehen uns als offene und modulare Plattform, auf welcher alle anderen hochqualitativen Plattformen einen Platz haben können. So finden bereits im ersten Jahr des Digital Festivals andere Veranstaltungen mit uns koordiniert in dieser Woche statt (Top 100, Finance 2.0, Agile Leadership Day, uvm.).
Bei Digital Festival wird die Stadt Zürich mit verschiedenen Formaten und Veranstaltungen in einen digitalen und technologischen Ausnahmezustand versetzt. Dabei werden Meinungsmacher, Entscheidungsträger, nationale und internationale Unternehmen und die Tech-Welt zusammenkommen. Auf den Besucher warten Fachkonferenzen, Ideenwettbewerbe, Workshops und Labs in lockerer Atmosphäre. Teil des Digital Festivals sind 12 Keynotes, 12 Labs (in kleinen Gruppen diskutieren und mitgestalten) und 10 Sessions (Technologie zum Anfassen, Yoga für Nerds, abendliches Grillieren und vieles mehr). Uns ist der Charakter des Festivals sehr wichtig so, dass wir eine Atmosphäre des Miteinanders und Austauschs schaffen wollen.

HackZurich Teilnehemer

Während des HackZurich wird im Technopark nonstop an digitalen Lösungen gefeilt.

Wie bist du darauf gekommen, das zu machen?
Rasmus hat im Rahmen seines Austauschsemesters an der Universität in Princeton (USA) das Hackathon Phänomen kennen gelernt. So hat sich die Idee entwickelt, in Zürich einen Hackathon aufzubauen. Dies gerade aufgrund dessen, dass Zürich unserer Meinung nach mit den hochtalentierten Studenten und Jung-Professionals auf der einen und den vielen nationalen aber auch internationalen Firmen den idealen Standort dafür bietet.
So haben wir den ersten HackZurich im Jahr 2014 durchgeführt und konnten damals bereits mehr als 350 Teilnehmende willkommen heissen. Die Marke und die hohe Qualität der Veranstaltung hat sich sowohl bei den Teilnehmenden, als auch bei den Firmen sehr schnell rumgesprochen. Das hatte zur Folge, dass wir in diesem Jahr innerhalb von nur 10 Tagen mehr als 3’500 Bewerbungen aus 58 Nationen erhalten haben und mittlerweile mit mehr als 50 nationalen und internationalen Firmen, Institutionen und Startups zusammenarbeiten. HackZurich hat sich innerhalb dieser kurzen Zeit zum grössten Hackathon von Europa entwickelt und ist demnach auch weit über die Grenzen der Schweiz hinaus zu einer Plattform mit grosser Bedeutung gewachsen.

Stell uns deine drei Kollegen vor, die diesen Event mitorganisieren.
Das übergreifende Digital Festival, von welchem HackZurich seit diesem Jahr neu ein Teil ist bauen Rasmus und ich zusammen mit Schoscho Rufener (Gründer von Rufener Events) und Manuel Nappo (Leiter des Center of Digital Business an der HWZ) auf. Mit unseren sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen sehr ich unser Team als ideal an, um unsere Vision zu realisieren und ein einmaliges Erlebnis für unsere Teilnehmenden zu schaffen.

Wie erwähnt ist das HackZurich ins Digital Festival integriert. Du bist ja auch Mitgründer. Wie blickst du auf die letztjährige Ausgabe zurück?
Es ist uns gelungen, im Vergleich zum ersten HackZurich die Professionalität und Qualität zu steigern. Viele Teilnehmende haben die Prototypen zu Startups und Produkten weiterentwickelt und arbeiten mit unseren Partnerfirmen zusammen, um das Produkt auf den Markt zu bringen. Schlussendlich ist es uns ein grosses Anliegen, dass die Teilnehmenden aber auch die Firmen (welche mit mehr als 100 Personen vor Ort sind) inspiriert, begeistert und voller Tatendrang in den Alltag zurückkehren. Gemäss Rückmeldungen scheinen wir das erreicht zu haben.

Was wird dieses Jahr anders sein? Rasmus Rothe ist im operativen Bereich nicht mehr so involviert. Wer springt ein?
Der HackZurich wird in diesem Jahr in einem ähnlichen Format wie im letzten Jahr stattfinden. Auf jeden Fall werden wir betreffend Atmosphäre und Qualität der Teilnehmenden und Inhalten noch einmal eine bedeutende Steigerung anstreben. Rasmus, das ganze Team und ich haben in den letzten beiden Jahren sehr viel Zeit in den HackZurich ehrenamtlich investiert. Uns war bewusst, dass der Fortbestand einer Plattform von solcher Grösse, Bedeutung und Professionalität mittels einem Studentenverein sehr schwierig wird. Das war der Grund, wieso wir uns entschieden haben uns durch eine Projektleitung Unterstützung zu holen. Rasmus wird in diesem Jahr seinen PhD abschliessen und ist für den Aufbau seines Startups nach Berlin umgezogen. Er steht uns aber noch fast täglich zur Seite und unterstützt den weiteren Aufbau und Entwicklung von HackZurich im Rahmen des Digital Festival.

Es besteht eine Partnerschaft mit venturelab. So wird auch Managing Director Stefan Steiner einen Workshop am Festival geben. Wie ist die Partnerschaft entstanden?
Das venturelab ist seit Beginn Partner des HackZurich. Da geht es uns vor allem darum, den Teilnehmenden eine einzigartige Möglichkeit aufzuzeigen, wohin der Weg nach dem HackZurich gehen kann und wo sie Unterstützung im Aufbau und der Finanzierung ihres Startups erhalten können.

HackZurich Pizza

Genug Verpflegung für jedermann und jederfrau. Letztes Jahr wurden über 650 Pizzas in den Technopark bestellt. Das ist wohl die grösste Bestellung in Zürich.

Man hat ein paar interessante Speaker für den Event geholt. Habt ihr irgendwelche Überraschungen geplant?
Unsere Speaker haben sehr unterschiedlichen Hintergrund. So haben wir einige Speaker mit Gründungs- beziehungsweise Startup Background, so wie Alain Chuard (Founder Wildfire), Renaud Visage (Founder & CTO Eventbrite) oder Philip Inghelbrecht (Founder Shazam). Dabei geht es nicht primär um Gründerstories, sondern um Themen, in welchen die jeweiligen Personen mit den neuen Geschäftsmodellen erfolgreich sind. Auf der anderen Seite haben wir auch Personen wie Philipp Rösler (WEF, ehemaliger Wirtschaftsminister Deutschland), Daniel Gutenberg (IT Unternehmer und Investor), welche mit ihrer grossen internationalen Erfahrung über die Schweiz hinaus Themen beleuchten können. Nicht zuletzt haben wir Experten aus mittleren und grossen Unternehmen als Speaker, wie zum Beispiel Max Viessmann (CDO Viessmann Group), welcher von den Erfahrungen der digitalen Transformation eines traditionsreichen Familienunternehmens berichtet.

Die Post ist euer Main Partner. Wie siehst du den Konzern im Bereich der Startup-Förderung?
Mit Post haben wir eine glaubwürdige und innovative Partnerin für den Aufbau und die langfristige Weiterentwicklung des Digital Festivals gefunden. Gerade aufgrund der grossen Vielfalt des Konzerns (von elektronischen Dienstleistungen über Logistik hin zur Finanzdienstleistungen und Mobilitätslösungen) eignet sich die Post besonders gut als Partnerin und kann so eine grosse Breite an relevanten Erfahrungen und Themen einbringen. Ich persönlich nehme die Post im Bereich der Startup-Förderung und Innovation als sehr aktiv und engagiert wahr. Sei das mit Innovationswettbewerben wie PostVenture, dem Jungunternehmerpreis oder auch den zukunftsversprechenden Formen der Innovation und Zusammenarbeit mit Startups.

pascale_bruderer_wyss_o_091000058Im Advisory Board sind einige namenhafte Grössen vertreten. Wie habt ihr SP-Ständerätin Pascale Bruderer (Bild) ins Boot geholt? Wie kann sie euch weiterhelfen?
Wir sind durch unser Netzwerk auf Pascale Bruderer aufmerksam geworden. Pascale Bruderer kommt in Ihrer Funktion als Schnittstelle zur nationalen Politik und zwischen den Generationen eine grosse Wichtigkeit zu. Mit ihrer offenen und innovativen Art leistet sie einen grossen Beitrag zur Weiterentwicklung des Digital Festivals als nachhaltige Plattform. Wie genau das ausschauen wird, möchte ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht verraten.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Die Vision ist es, das Digital Festival zu einer Plattform auszubauen, auf welcher auch während des Jahres Dialog und Auseinandersetzung mit technologischen und digitalen Themen stattfinden kann. Zusammen mit dem HackZurich wollen wir das Ökosystem vereinen und einen Nährboden für neue Innovationen, innovative Firmenkulturen und Startups schaffen.