„Wir haben MyMuesli nicht aufgebaut um zu verkaufen.“ – Ein Interview mit Mymuesli-Gründer und CEO Max Wittrock.

Max Wittrock, Mitgründer Mymuesli

Mit ihnen und anderen Anbietern wie Spreadshirt ging es los: Mass Customization wurde zum beliebtesten Startup-Kochrezept im deutschsprachigen Raum. Eine ganze Reihe von jungen Unternehmen mit personalisierbaren Produkten versucht inzwischen Tritt zu fassen, auch in der Schweiz. Für viele hat Mymuesli Pate gestanden.

Die Firma vertreibt seit April 2007 über das Portal Mymuesli.com Biomüsli zum selber mischen. An zwei Standorten, in Passau (D) und Binningen bei Basel werden die Zutaten nach Wunsch der Kunden zusammengemischt und verschickt. Max Wittrock, einer der drei Gründer, hat Startwerk bei einem Besuch in der Schweiz ein paar Fragen beantwortet.

Was macht euer Geschäftsmodell einzigartig? Wie hebt ihr euch von der Konkurrenz ab?
Wir sind die weltweit erste Webseite, auf der man sich sein eigenes Bio-Müsli aus 566 Billiarden Möglichkeiten zusammenstellen kann. Im Unterschied zu den Supermarkt-Müsli oder denen aus dem Naturkostladen hat man so die volle Kontrolle darüber, was morgens in die Schüssel kommt – man muss keine Kompromisse mehr eingehen…
Könnte man euer Modell auch auf andere Produkte übertragen? Bestehen eventuell sogar schon solche Pläne?
Müsli eignet sich deshalb besonders gut, weil es aus vielen Zutaten besteht, und sich leicht lagern lässt. Wir haben zurzeit keine Pläne mit anderen Produkten.
Welches war eure bisher wichtigste Lektion?
Das lässt sich schwer sagen. Es gab keinen Knackpunkt, nach welchem wir gesagt haben „das war’s, jetzt läuft die Sache“. Wir machten viele Erfahrungen, die andere Startups auch machen, zum Beispiel dauert alles immer länger als man glaubt.
Ihr habt inzwischen bereits 90 Angestellte.
Das hört sich nach mehr an, als es ist. Viele machen einen so genannten 400 Euro Job. Die gehören dann natürlich auch zu unseren Angestellten. Wirklich Vollzeit im Büro sind aber nur ungefähr 15 Personen, in der Produktion arbeiten auch noch ein paar Vollzeitkräfte.
Ihr habt in Passau einen MyMuesli Shop eröffnet. Plant ihr weitere?
Der Shop in Passau läuft ausgezeichnet. Wir bekommen dort auch wertvolles Feedback von unseren Kunden, was bei einem Onlineverkauf ja oft schwierig ist. Leider ist es nicht möglich, das Müsli direkt vor Ort zu mischen, aber die Leute können vorbei kommen und bestellen und sich ihr Müsli zwei Tage später abholen kommen.
Es wäre sicher interessant, noch weitere Shops zu eröffnen. Das muss sich aber auch rentieren. In Passau sind die Kosten relativ tief. Ob das gleiche zum Beispiel in Zürich möglich wäre, wird sich zeigen, wenn hier in Passau mehr Erfahrungswerte haben.
Bisher liefert ihr in fünf Länder. Bleibt es  bei diesen?
Wir möchten auf jeden Fall Holland weiter ausbauen. Auch in unseren anderen Märkten gibt es noch Potential. Langfristig werden wir sicher noch in weitere Länder gehen. Der Markteintritt ist jedoch oft schwieriger als gedacht, weil man zum Beispiel viele Vorschriften beachten muss.
Was sind die Pläne für die Firma? Exit oder Expansion?
Wir haben MyMuesli nicht aufgebaut um zu verkaufen. Gegründet haben wir aus Spaß an der Sache und man gründet kein Müsli-Startup, um einen schnellen Exit zu forcieren. Wir wollen jetzt auf jeden Fall weiter ausbauen. Viele haben gesagt, MyMuesli sei ein Hype. Und ich denke wir haben bewiesen, dass die Idee auch Bestand hat. Aber jetzt müssen wir sie weiter wachsen lassen und sehen, wie es sich entwickelt.

In Rubrik „Was macht eigentlich…?“ werfen wir bei Startwerk regelmässig einen Blick auf Unternehmen, deren Gründung schon länger zurückliegt. Und wir fragen nach, ob der Übergang vom Startup in die reife Firma geglückt ist.