Zweite Runde für das Zürcher Startup Weekend – Preise für ausgereifte Ideen.

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Das Prinzip des Marathon-Startup-Wochenendes hat seit dem ersten Mal in Zürich 2010 – auch die erste Realisierung eines Startup Weekends in der Schweiz – inzwischen offensichtlich Fuss gefasst. Weitere Wochenenden in Lausanne und Genf haben bereits stattgefunden, eine Inkarnation in Basel ist im Gespräch.

Der hinter dem Startup Weekend Zürich stehende Verein hat nun in Zürich in neuer Besetzung seinem Projekt die Fortsetzung gesichert. Eine grundlegende Änderung zum ersten Weekend gab es dabei: Die Organisatoren haben die NDAs gestrichen, die letztes Jahr etwas für Unmut gesorgt hatten.

Teilnehmer, Coaches, Experten und Journalisten hatten ein NDA unterzeichnen müssen, das zu Verschwiegenheit im Hinblick auf die präsentierten Projekte verpflichtete. Die Geheimhaltungsverträge waren bereits innerhalb des Teams kontrovers diskutiert worden.

Wir haben uns schon generell kritisch geäussert zum Konzept des NDA geäussert, das meist nur eine Scheinsicherheit bietet, gleichzeitig aber Coaches, Medien und Investoren die Arbeit erschwert. Dass sich während und nach dem Weekend auch die Voten der Experten mehrten, die das NDA kritisierten, gab wohl den Ausschlag, dieses Jahr keine Geheimniskrämerei mehr zu forcieren. Julius Bachmann, Organisator von 2010, sagte im Anschluss, man habe die Erfahrung gemacht dass ein NDA Konflikte nicht vermeide und nur zusätzlichen Stress verursache. Darum sei die Entscheidung dieses Jahr so ausgefallen. Es habe nun auch nur noch ein einziger Teilnehmer Interesse an einem NDA angemeldet.

Der Ablauf ansonsten blieb unverändert: Die am Event frisch gebildeten Teams hatten von Freitag Abend bis Sonntag Nachmittag um 16 Uhr Zeit, Geschäftsideen aus dem Boden zu stampfen und zum Schluss einer Jury zu präsentieren. Knappe fünf Minuten blieben den Teilnehmern für den finalen Pitch, der sowohl Idee und Realisierung als auch Erlösmodell und Marketing überzeugend skizzieren sollte. Beim Ausarbeiten der Ideen und Präsentation halfen ein Dutzend anwesende Coaches.

Bei den Pitches war wiederum eine grosse Spannbreite zu beobachten. Gekürt und mit Geld- und Sachpreisen bedacht wurden drei Ideen:

  • Polyport. Das Startup will unbenutzte Kapazitäten im Transport monetarisieren. Konkret in etwa: Carsharing für Ikea-Besuche. Wer kein eigenes Fahrzeug für den Transport sperriger Güter zur Verfügung hat, kann über einen Webservice, der auch via App angeboten werden soll, nach Leuten suchen, die Platz im Auto haben und diesen vermieten möchten.
  • notube. Das am Universitätskrankhaus Graz entwickelte Startup arbeitet an einer Methode, Kleinkinder mit Essverhaltensstörungen zu therapieren, die sonst künstlich mittels Essenssonde ernährt werden müssen. Per Internet-Coaching soll die Behandlung neu auch von Zuhause aus möglich sein.
  • Ticket to learn. In ähnlichen Gefilden wie notube ist Ticket to learn unterwegs: Ebenfalls per Webservice oder App zielt dieses Projekt auf die Therapierung von Legasthenie bei Kindern. Einfache Lernübungen gegen die Lese- und Schreibschwäche sollen mit einem Subscriptionmodell bestehende Lösungen preislich unterbieten und komfortabler zu benutzen sein.

Die Pitches von Polyport und notube machten einen sehr runden und überzeugenden Eindruck. Offensichtlich entstanden diese Konzepte nicht erst am Startup Weekend und hatten darum besonders ausgereifte Ideen und Präsentationen im Gepäck. Gerade diese schon weiter fortgeschrittenen Teilnehmer werfen die Frage auf, inwiefern es dem Konzept eines Startup Weekends passt, mit einer bereits ausgearbeiteten Idee teilzunehmen.

Wer wie etwa Polyport schon bei Coachingprogrammen teilnimmt und auf anderen Veranstaltungen gepitcht hat, gehört nicht ja mehr ganz in die Zielgruppe eines solchen Events, das vor Ort Neues generieren will. Grundsätzlich ist es natürlich kein Problem, wenn solche Teams präsent sind, sich an die Coaches wenden und zum Schluss ihre Idee vorstellen. Da das Zürcher Startup Weekend aber auch eine Juryauszeichnung vergibt, ist aber zumindest dies problematisch. Dann haben nämlich nicht mehr alle Teilnehmer ganz die gleichen Chancen. Meiner Meinung nach sollte man darum, sofern man mit einem fertigen Projekt anreist, so sportlich sein, sich selbst aus dem Rennen um die gesponserten Preise zu nehmen. Dann stünden nämlich verdientermassen nur Projekte im Rampenlicht, die am Weekend ihren Anfang genommen haben.