Das Finance-Startup MyMoneyPark setzt auf Vergleichsmöglichkeiten und Transparenz als Kundenmehrwert. Dazu haben die Gründer ein Geschäftsmodell gezimmert, das alte Beratungskonzepte umkrempelt.

Ein Umdenken im Banking ist im Gang: Die Turbulenzen auf den Finanzmärkten haben viel Vertrauen in die klassischen Anbieter zerstört. Das schafft Raum für neue Player, die spezialisierte Dienstleistungen anbieten. Im vergangenen Jahr positionierten sich zum Beispiel Assetinum (Startwerk-Porträt) und Hypoplus in diesem Bereich.

Die Idee von MyMoneyPark erklärt mir COO Jan Rihak, der als Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Startups Aiducation International (Startwerk-Porträt) kein Unbekannter in der Startup-Szene ist. MyMoneyPark ist eine Finanzberatung, die Privatkunden eine Alternative zur klassischen Bankberatung offerieren will. MyMoneyPark verzichtet dabei auf eigene Produkte und bietet stattdessen à la Comparis Vergleich als Dienstleistung.

Zielgruppe: Selbstbewusste Kunden

Das Jungunternehmen setzt passend zu aktuellen Trends auf emanzipierte Bankingkunden.

Wenn es nach den Gründern geht, verliert die integrierte Wertschöpfungskette mit Beratung, Produktion und Abwicklung an Bedeutung. Kunden sollen künftig nicht mehr alle Geschäfte bei ihrer angestammten Bank durchführen, sondern Rosinen picken und sich für jede Nachfrage den günstigsten Anbieter aussuchen.

Dass Bankkunden zunehmend selbstbewusster und internetkundiger sind, will MyMoneyPark ausnützen und Kunden zu mehr Wechselbereitschaft motivieren. Dazu wollen die Gründer die Vorteile von mehr Transparenz und Vergleichen aufzeigen. «Das richtig zu kommunizieren ist die grosse Herausforderung», so Jan Rihak. Dafür setzt das Startup auch auf moderne Kanäle wie Facebook und Twitter.

Honorare statt Provision

Die Gründer versprechen unabhängige Beratung. Darauf stützt sich das Geschäftsmodell von MyMoneyPark. Bei Anlagefonds und ETFs verzichtet das Unternehmen auf sogenannte Retrozessionen, also Vertriebsprovisionen. Stattdessen basiert das Geschäftsmodell auf Beratungshonoraren. Zweites Standbein ist eine kostenlose Hypothekenberatung, die darauf abzielt das für den Kunden günstigste Angebot aus einem Kreis von rund 40 Anbietern zu ermitteln. Die Erträge kommen über Kommissionen, die laut Jan Rihak für alle Partner praktisch gleich hoch seien. Da die Hypothekarberater zudem unabhängig von den Finanzierungspartnern entlöhnt werden, seien Interessenkonflikte ausgeschlossen.

Ergänzt wird die persönlichen Beratung, die das Startup vor Ort anbietet, durch ein Online-Vergleichsportal. Hier können Besucher selbst Kreditkarten, Konti und Vorsorgeangebote vergleichen und ausrechnen lassen, wo für sie die geringsten Gebühren anfallen. Auf dieses kostenlose Angebot setzt das Startup, um Kunden an das Vergleichsprinzip heranzuführen und für weitere Beratung zu interessieren.

Die Infrastruktur hinter der Webplattform und der Vergleichssoftware hat das Startup in monatelanger Kleinarbeit entwickelt. Um etwa die Gebühren aller erhältlichen Kreditkarten vergleichen zu können, gab man sich nicht mit Angaben der Anbieter zufrieden. Stattdessen löste das Team eigens Karten bei allen Kreditkartenunternehmen und ermittelte anhand der Abrechnungen deren Kosten.

Millionenfinanzierung

Erste Ideen zum Konzept von MyMoneyPark hatte der langjährige McKinsey-Bankingspezialist Stefan Heitmann. Als ersten Mitgründer holte er Leo Grünstein an Bord, der seine Startup-Erfahrung und sein Netzwerk mitbrachte. Grünstein hat selbst mehrere E-Commerce-Startups und Group-Buying-Plattformen gegründet. Die Entwicklung und den laufenden Betrieb finanzieren eine Reihe privater Investoren, die laut Jan Rihak «mehrere Millionen Franken» in die Idee investiert haben. Anfangs 2012 stand das Kernteam, das die ersten Entwicklungsschritte noch von einer Wohnung in Wilen, Schwyz, aus machte. Im Mai zog das Startup in Teilen in die jetzigen Räume an der Zürcher Gartenstrasse. Von da an wurde der Betrieb schnell hochgefahren: Inzwischen zählt das Unternehmen bereits 40 Köpfe.

Kürzlich hat MyMoneyPark den Segen der Finanzmarktaufsicht Finma erhalten und die erste Filiale in Zürich eröffnet. Eine zweite in Basel wird am 1. Oktober den Betrieb aufnehmen.

Schnell am Markt zu sein und rasch zu wachsen ist erklärtes Ziel. Mit den beiden eröffneten Filialen hoffen, die Gründer in einigen Monaten kostendeckend zu sein und erste Beträge zu reinvestieren. Längerfristig geplant sind weitere Filialen in der Schweiz und eine Expansion ins Ausland.