Auf zur Ehrenrettung des Scheiterns: Eine Konferenz in Zürich will Gründern die Angst vor Misserfolgen nehmen, damit sie aus Fehlern lernen.

failcon-swisslogoWer in der Schweiz mit einem Startup scheitert, hat fortan mit diesem Stigma zu kämpfen. In den USA herrscht eine andere Auffassung: Scheitern ist akzeptierter, sogar geschätzt als «Learning» auf dem Pfad zu späteren Erfolgen. Am stärksten ausgelebt wird diese Philosophie an der FailCon-Konferenz, die seit 2009 den Misserfolg zum Ehrenabzeichen umdeutet. Das Modell der Konferenz hat inzwischen Ableger weltweit gefunden. Die Botschaft: Gründer sollten Misserfolge nicht im stillen Kämmerchen beweinen, sondern offen darüber sprechen. Denn Fehler seien oft lehrreicher als Erfolge. «Solche Erfahrungen sind unbezahlbar», sagt auch Marcus Kuhn, Mitorganisator der ersten Zürcher FailCon

Er holt die Konferenz zusammen mit David Butler und Agustin Musi in die Schweiz. Mit der FailCon wollen sie das Image des Scheiterns aufbessern und damit zum Gründen ermutigen. Je eher Misserfolge zum Startup-Ökosystem dazugehörten, desto eher würden sich Leute für ein eigenes Startup entscheiden; anstelle des sicheren Karrierepfads als Angestellter. In der Schweiz sei das Thema zu negativ besetzt, sagt Marcus Kuhn. Das wolle man ändern. Abgesehen vom Lerneffekt erhoffen sich die Organisator auch einen mutigeren, ehrlicheren Umgang mit Misserfolgen. Ziel: weniger «living dead», also lebende Tote. Gemeint sind Unternehmen, die besser eingestellt werden sollten, deren Gründer aber das Aufgeben scheuen. Solche «Zombie-Startups» würden bloss Geld verbrennen und Mitarbeiter binden, die bei einem funktionierenden Unternehmen besser aufgehoben wären. Die FailCon-Organisatoren sehen damit auch wirtschaftliche Vorteile eines besser akzeptierten Scheiterns.

«Ah, endlich!»

Mitorganisator Marcus Kuhn hat das Scheitern im Startup selbst erlebt. Anfang September 2012 gab er sein Webstartup connex.io auf, das die erhofften Nutzerzahlen nicht erreichte. Deshalb und wegen der Organisation der Failcon ein «Fail-Etikett» angesteckt zu bekommen, davor habe er keine Angst. «Ich will etwas bewegen. Wenn man das will, muss man sich auch dafür engagieren» so Marcus.

Für eine Konferenz braucht es auch andere Speaker, die gleich denken. Anfangs sei die grosse Befürchtung gewesen, niemanden für eine solche Misserfolgs-Konferenz gewinnen zu können. Die Sorge habe sich aber als unbegründet herausgestellt, so Marcus. Im Gegenteil, die meisten angefragten Speaker reagierten mit einem «Ah, endlich!».

Unabhängig davon, wie die Vorträge ausfallen – in jedem Fall verspricht die FailCon eine willkommene Abwechslung vom Normalfall aller Startupveranstaltungen, immer alles schön zu reden. Sie findet am 16. April im Theater Rigiblick in Zürich statt.

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