Stefan Steiner ist bei der Tamedia der Mann, der sich mit Startups auskennt. Gestern hat die Tamedia ihre neue Website tamediadigital vorgestellt, wo sie auch über ihre Investmentstrategie informiert. Stefan Steiner erklärt im Interview, mit welchen Startups die Tamedia zusammenarbeiten möchte, warum die Übernahme von Doodle eine Erfolgsgeschichte ist und weshalb der Digitalbereich künftig rund 50 Prozent des Gesamtergebnisses erwirtschaften soll.
Weshalb investiert Tamedia in Startups? Ist es das Versprechen auf Rendite? Geht es um das Image der Tamedia? Erhoffen Sie sich einen Wissenstransfer auf den Verlag? Tamedia investiert schon seit einigen Jahren gezielt in Startups. Allerdings ist noch wenig bekannt, dass erfolgreiche Schweizer Startups wie beispielsweise Doodle oder Zattoo zu Tamedia gehören. Unser mittelfristiges Ziel ist es mit dem Digitalbereich rund 50 Prozent des Gesamtergebnisses von Tamedia zu erwirtschaften. Dieses Ziel wollen wir durch organisches Wachstum und durch Zukäufe erreichen.
Welches ist das jährliche Investitionsvolumen der Tamedia in Startups?
Tamedia ist ein strategischer Investor und kein Venture Capital Fund. Wir haben die Flexibilität case by case entscheiden zu können. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir durchaus auch grössere Investments tätigen können.
Investieren Sie eher in Early-Stage-Unternehmen sowie Seed-Finanzierungen oder auch in andere?
Wir suchen innovative Geschäftsmodelle im Digitalbereich, die disruptiv und skalierbar sind. Ein überzeugendes Gründerteam und erste Umsätze oder erfolgreiche Pilotprojekte setzen wir voraus. Dementsprechend investieren wir von early bis auch later stage nicht nur in der Schweiz, sondern auch international.
Welche Art von Startups unterstützen Sie? – Aus welchen Bereichen sollen künftige Startups stammen?
Uns interessieren folgende Themenfelder: Jobsuche, Wohnen und Umziehen, Online-Werbung, Bewegtbild, Ausgehen & Ticketing, KMU-b2b-Services, Personal Finance, Sharing Economy und eHealth.
Arbeiten Sie bei Ihren Investitionen mit anderen VC´s zusammen?
Wir sind offen für gemeinsame Investitionen mit anderen Investoren. Zusammen mit Schibsted sind wir in einem Joint-Venture bei tutti.ch und car4you.ch investiert und die JobCloud halten wir zusammen mit Ringier.
An wie vielen Startups sind sie aktuell beteiligt?
Aktuell haben wir zehn Beteiligungen im Tamedia Digital Portfolio: car4you.ch, Doodle, FashionFriends, homegate.ch, JobCloud, Olmero, search.ch, Starticket, tutti.ch und Zattoo.
Können Sie uns einige Erfolgsgeschichten nennen – oder auch gute Beispiele, warum Sie ein Startup gekauft haben?
Ein sehr gutes Beispiel einer Schweizer Erfolgsgeschichte ist Doodle. Das Startup wurde von Paul und Myke in der Schweiz gegründet aber der Service wird weltweit benutzt und ist durch seine Einfachheit anerkannt. Wenn immer wir im Ausland mit Startups oder Investoren sprechen ist Doodle bekannt und hilft uns dabei, Tamedia als innovatives Medienhaus zu repräsentieren.
Streben Sie auch Exits an oder geht es um eine anfängliche Finanzierung?
Tamedia ist ein strategischer Investor und kein Finanzinvestor. Wir unterstützen unsere Beteiligungen in der strategischen Planung und bieten Shared Services sowie Networking-Plattformen an. Zusammen mit den Entrepreneurs arbeiten wir an langfristigen Zielen. Um diese zu erreichen, investieren wir und nutzen die Synergien mit unseren bestehenden Beteiligungen. Hinzu kommen Integrationsmöglichkeiten sowie Partnerschaften innerhalb der gesamten Mediengruppe.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Schweizer Startup-Szene?
Die Schweizer Startup-Szene hat sich in den letzten Jahren erfolgreich entwickelt. Man kann das gut daran erkennen, dass erfolgreiche Entrepreneurs selber wieder Geld in junge Startups investieren und ihnen so eine Chance bieten. Natürlich schauen immer noch alle ins Silicon Valley, aber zwei der grossen europäischen Startups wurden in der Schweiz gegründet: GetYourGuide und Housetrip. Das gibt neuen Gründern Mut um auch selber das Risiko einzugehen.