Unternehmen, deren Idee nicht ganz neu ist haben meist einen schlechten Ruf. Ist das berechtigt?

Was ist eine Kopie wert? (KEYSTONE/ Gaetan Bally)

Um das gleich aus dem Weg zu haben: Google war auch einmal ein „Me-too“-Startup. Zumindest auf den ersten Blick. Viele heute etablierte Unternehmen haben in einem hart umkämpften Markt angefangen, als eines unter vielen und oft nicht als erstes. „Me toos“ lassen sich solche kopierten Geschäftsmodelle nennen, die in einen Markt mit hoher Sichtbarkeit und einigen bereits vorhandenen Wettbewerbern einstiegen.

Die Geschichte zeigt: Wer als erster eine Idee hat ist nicht zu beneiden, denn er hat den schwierigeren Job und selten einen Nutzen davon. Der vielbeschworene First-Mover-Vorteil ist nur dann etwas wert wenn die Idee entweder schwer zu kopieren ist oder sich schnell Eintrittsbarrieren errichten lassen für die nachkommenden Wettbewerber. Gleichzeitig ist das Einführen von innovativen Produkten etwas, das jede Menge Durchhaltevermögen braucht. Den Markt für eine disruptive Technologie erst zu schaffen ist eine der schwierigsten Aufgaben, die ein innovatives Startup hat.

Dagegen wirkt das Übernehmen einen funktionierenden Idee verlockend einfach. Dabei braucht es aber mehr zum Erfolg als nur den Wunsch, etwas schlicht zu kopieren.

Nachmachen nicht gleich Klonen
Der letzte grosse Wirbel zu übernommenen Geschäftsmodellen ist der immer noch andauernde Klonkrieg der Groupon-Kopien (wir berichteten). Hier hat die Flut von Abziehbildern des US-Riesen Groupon und ihr Gerangel um Marktanteile schon etwas Skurriles. Was man dabei jedoch geflissentlich übersieht: Das scheinbare Vorbild und inzwischen Dutzende von Millionen schwere Groupon hat selbst Vorgänger: Die in der Dotcom-Blase Pleite gegangenen Plattformen Letsbuyit, Mercata und andere. Letsbuyit und co. waren damals zu früh um Erfolg zu haben – das social web war noch nicht genügend etabliert für die Idee einer Gruppeneinkaufsplattform. Groupons Adaption hatte da das bessere Timing – und insofern auch das bessere Konzept.

Dagegen kranken seine zahlreichen Kopien an fehlenden Alleinstellungsmerkmalen oder eigenen Ideen – es sind eben Klone und keine Adaptionen.

Der Erfolg gibt recht
Das „Me-too“-Label lässt sich jemandem leicht anstecken, und das auch verständlicherweise. Instinktiv wird jeder einem echten Pionier mehr Respekt entgegen bringen, als jemandem, der sich dessen Idee abgeschaut hat. Auf zweierlei muss man dabei aber aufpassen. Zum einen ist es eben die richtige Adaption, die einem „Me too“ selber wieder einen innovativen Charakter verleiht. Das einfachste Beispiel hierfür ist die Anpassung eines Produkts für einen anderes Land oder eine spezielle Zielgruppe – beides will gut gemacht sein damit es funktioniert und nicht selbst wieder kopiert werden kann. Wer etwas anders und auch besser macht hat auch Anspruch auf den resultierenden Erfolg.

Und zum anderen gehört mehr zum geschäftlichen Erfolg dazu als nur der erste Einfall. Hier kann man jeden Unternehmer fragen: Die eigentliche Arbeit beginnt nach der Idee.