Die Doodle-Gründer realisieren einen Teil-Exit: Der Zürcher Medienkonzern Tamedia steigt beim wohl bekanntesten Schweizer Jungunternehmen ein.

Per 49-Prozent-Beteiligung steigt die Tamedia bei Doodle ein. Offensichtlich wollten die Gründer zusammen mit den bisherigen Investoren, darunter die Schwyzer Kantonalbank, das Ruder zumindest vorerst in der Hand behalten: Die Leitung von Doodle bleibt weiterhin bei Michael Näf und Paul E. Sevinç als Mitinhaber, Geschäftsführer und Verwaltungsräte. Welche Summe bei der Beteiligung eine Rolle spielte, war bislang nicht zu erfahren.

Doodle entwickelte sich bekanntlich aus einem selbstgebastelten Tool des Gründers Michael „Myke“ Näf. Es entstand aus der einfachen, aber hellsichtigen Feststellung, dass Terminplanung per E-Mail eine mühselige Angelegenheit ist. Zur Firmengründung kam es 2007, nachdem Myke seinen Studienkollegen Paul Sevinç als Mitgründer an Bord geholt hatte. Eine ausführlichere Unternehmensgeschichte gibt’s in unserem Porträt.

Ergebnis ist das wohl bekannteste Schweizer Jungunternehmen. Doodle hat in den letzten Jahren vorgeführt, wie sich ein Webservice sowohl aufseiten der Einnahmenquellen als auch bei weiteren Dienstleistungen diversifizieren lässt. Die Firma finanziert sich inzwischen neben der Werbung via ein Premiumangebot für Privatkunden. Für Firmenkunden gibt es Corporate-Lösungen, die sich auch in die jeweilige Bürosoftware integrieren lassen. Mit MeetMe hat man ausserdem kürzlich die Funktionalität um einen Terminfinder im Stile von tungle.me erweitert.

Online-Koloss Tamedia

Tamedia war in den letzten Jahren auf einer ausgedehnten Einkaufstour und hat sich an diversen Onlinemedien beteiligt. Beispiele sind etwa search.ch, car4you.ch, swissfriends.ch oder jobup.ch. Zu den wichtigsten Online-Beteiligungen gehören laut Tamedia selbst die Jobplattformen alpha.ch und jobwinner.ch, ausserdem homegate.ch, die Kleinanzeigenseite piazza.ch und das Ausgangsportal tillate.ch.
Trotz Tamedias grossem Appetit auf neue Onlinemedien kommt diese Beteiligung doch überraschend. Wie Doodles Dienst in die Angebote sinnvoll integriert werden kann scheint mir noch nicht unmittelbar klar, eine Einbindung wie bereits auf search.ch ist aber sicher einfach möglich. Update: Laut inside-IT will die Tamedia ihre Beteiligung in den kommenden Jahren aufstocken und „strebt eine baldige Mehrheit an“.

Der Deal dürfte für Doodle besonders in einer Hinsicht erfreulich sein. Webstartups, die sich massgeblich über Werbung finanzieren, haben stets ein Ressourcenproblem. Sie verfügen selten über die Mittel für ein schlagkräftiges Salesteam, das sich um die Suche nach lukrativen Werbekunden kümmert. Hinzu kommt: um für die Kampagnen richtig grosser Kunden in Frage zu kommen, muss man auch die passenden Zahlen vorweisen können. Nur wer über massive Page Impressions verfügt – zum Beispiel durch einen Webseitenverbund – kann interessante Werbepakete verkaufen. Hier kommt eine Aufnahme in Tamedias Onlineportfolio Doodle zugute, denn bei beidem kann der Konzern den Gründern unter die Arme greifen.