UniRecycling hat einen Marktplatz für Studienmaterial geschaffen. Das Projekt ist derzeit dabei, auch in Deutschland Fuss zu fassen.

Foucault, Akerlof oder Lévi-Strauss aus zweiter Hand: UniRecycling richtet sich an Studierende, die Geld sparen möchten. Die Plattform startete als Online-Büchermarkt, über den gebrauchte Lehrbücher weiterverkauft werden konnten. Im vergangenen Jahr erweiterten die Gründer das Angebot, seither lässt sich auf UniRecycling alles feilbieten, was im Studium von Nutzen sein kann: Vom Bürostuhl über den Laptop bis hin zum Fahrrad.

Der Dienst ist an eBay angelehnt, aber denkbar einfach gehalten. Wer ein Angebot annimmt, trifft den Verkäufer am Campus und tauscht Geld und Ware. Bei der Terminfindung hilft die Plattform mit einem Onlineformular.

Gestartet mit zwei Leuten, hat UniRecycling inzwischen ein neunköpfiges Team, mit drei Technikern, je einem Verantwortlichen für den deutschen und den Schweizer Markt, zwei Marketern, einer Person für Sales und dem CEO.

Die Gründer arbeiten grösstenteils ehrenamtlich. Das liegt auch daran, dass die Werbeeinnahmen, die die Plattform mit ihren monatlichen 100’000 Pageviews generiert, reinvestiert werden. Gleichzeitig soll der Dienst kostenlos bleiben. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell sei aber geplant, so CEO Marco Krättli. Wie dieses aussehen könnte, überlegt das Team zurzeit. Denkbar ist zum Beispiel eine Zahlungslösung, über die analog zu eBay Käufe online abgewickelt werden können – gegen eine Kommission.

Marco Krättli scheint bemüht, die Erwartungen zu drücken und will keine konkreten Nutzerzahlen nennen. Einzig die Transaktionen in den ersten beiden Semesterwochen verrät er, es seien über tausend gewesen.
Ambitionen sind da: «Im nächsten Semester wollen wir bei den Nutzerzahlen in Deutschland mit der Schweiz gleichziehen.» Für Deutschland sehen die Gründer viel Potential, die dortigen Studenten seien tauschfreudiger als die Schweizer. Für die Promotion bei den Studis nutzen die Gründer ein Ambassadorenmodell. Das Team sucht für den Start an jeder neuen Hochschule dortige Studierende, die die lokalen Werbemöglichkeiten kennen; zum Beispiel Newsletter oder Flyerstandorte.

Auf die Frage, warum sich Krättli und sein Team für UniRecycling engagieren, obwohl ein Lohn nicht in Aussicht steht, verweist dieser auf die Startuperfahrung. Ohne Risiko so eine Plattform zu betreiben und dabei etwas über Unternehmensgründung zu lernen, sei die Motivation.
Passend dazu nutzen die Gründer UniRecycling, um mit Ideen zu experimentieren. Ein Beispiel ist das Dashboard für Ambassadoren, über das diese die Aktivitäten an ihrer Uni verfolgen können. Die Idee ist, den Ambassadoren ein konkretes Feedback für ihre Promomassnahmen zu liefern und so Engagement zu motivieren. Per Webseite können diese dazu auf dem Dashboard laufend verfolgen, wieviele Neuanmeldungen und Tauschaktivitäten an ihrer Hochschule stattfinden.

Da UniRecycling sehr ans Studium gekoppelt scheint, frage ich Marco Krättli, ob er sich nach dem Abschluss das Gründen eines neuen Startups vorstellen könne. Die Antwort: Auf jeden Fall, aber vermutlich erst nach einer gewissen Zeit bei einem etablierten Unternehmen. In der Privatwirtschaft gebe es eine Menge zu lernen und die Gelegenheit, auf Startupideen zu stossen. Er meint, dass Geschäftsideen nur organisch entstehen: «Ich glaube nicht daran, dass man eine gute Idee findet, indem man sich hinsetzt und danach sucht.»