Die Felder Social TV und Second Screen sind heiss umkämpft. Mit Filmwords tritt ein Startup auf den Plan, das mit seiner Plattform den Markt nachhaltig umkrempeln möchte.

Das Zürcher Startup Filmwords will kräftig mitmischen, wenn es um die Zukunft des Fernsehens geht – Stichwort Social TV. Den Anfang macht das Jungunternehmen mit einer Second-Screen-App für iOS und Android, die in den kommenden Wochen erscheinen sollen: zwap.tv.

Nutzer können damit in aktuelle Programme «einchecken» und preisgeben, was sie gerade sehen. So kann der Zuschauer vom Sofa aus Sendungen kommentieren und sich mit anderen unterhalten, zum Beispiel über die aktuelle Torchance oder darüber, wen er für den Mörder hält.

Zusammen statt allein 

Diese Anreicherung des TV-Erlebnisses mit sozialem Mehrwert – dem Plaudern mit anderen – ist der Kern der App. Daneben hilft ein Guide bei der Auswahl des Programms. Nutzer können einander folgen, Programme per Watchlist vormerken und sich Erinnerungen schicken lassen. Analog zu Whatsapp sollen sie künftig auch eigene Chat-Gruppen eröffnen.

So weit, so bekannt. Ähnlich sieht die Rezeptur der meisten Second-Screen-Apps aus, wie sie im Ausland schon in beträchtlicher Zahl zu finden sind, etwa Miso, Get Glue, Zapitano, Tweek.tv, Wywy, TunedIn oder waydoo.

Nicht nur als App

Interessant und Erfolg versprechend ist aber der Blick fürs Ganze, den die Filmwords-Gründer an den Tag legen. Ihr Dienst visiert nämlich das gesamte TV-Ökosystem an. Filmwords will es nicht bei der App belassen, sondern zielt auf einen vielseitigen «Social Layer». So möchten die Gründer dereinst nicht nur Zuschauer des klassischen Live-Fernsehens erreichen, sondern auch Nutzer von Web-TV, Smart-TVs, Settop-Boxen oder On-Demand-Streaming. Also die ganze Palette des Bewegtbilds, die per Kabel oder Internet empfangbar ist.

Grund dafür sei der kleinräumige Schweizer Markt, so Filmwords-Mitgründer Tobias Asch. «Die Vermarktung macht nur in einem Netzwerk Sinn, das mit seiner Grösse gezielte Werbung erlaubt.» Erreicht zwap.tv eine ausreichende Verbreitung, könnte dann ein Marketer zum Beispiel Werbung für alle männlichen Fussballzuschauer einer bestimmten Stadt schalten. Dafür möchte Filmwords Partnerschaften mit möglichst vielen Anbietern schliessen. Bereits mit von der Partie ist der Streamingdienst Teleboy.

On-Demand statt klassischem Fernsehen?

Noch bevor Social TV richtig eingeschlagen hat, tauchen aber bereits Wolken am Horizont auf. Social TV lebt vom Live-Moment, dem Austausch über das aktuelle Programm. Live-Fernsehen wird in Zukunft aber Konkurrenz durch On-Demand-Dienste wie Netflix erhalten. Solche Angebote haben kein festes Programm, sondern der Zuschauer pickt aus einem Angebotskatalog heraus, was er sehen möchte – Filme und Serien nach Wahl.

Tobias Asch ist aber der Meinung, dass Livesendungen wichtig bleiben. «Gerade Sportübertragungen oder Events wie Castingshows sind weiterhin gefragt.» Und auch beim neuen, so genannt nicht-linearen Fernsehen sieht er Bedarf für soziale Apps. Mit On-Demand wachse das Angebot leicht ins Unüberschaubare. Die Empfehlungen von Freunden könnten hier Orientierung bieten.

Versteckte Konkurrenten

Als Hauptkonkurrenten sieht Filmwords übrigens nicht andere Second-Sceen-Apps, sondern die Plattformen, auf denen am meisten über TV-Programme geplaudert wird. Tobias Asch: «Wir haben mehr Respekt vor Twitter oder Facebook mit ihren grossen Nutzerzahlen.» Dieser Knackpunkt ist auch gleich Teil der Strategie des Startups. Facebook und Twitter seien nicht nur Community-Werkzeuge für die Sender, sondern letztlich auch Konkurrenten. Filmwords wolle den Sendern hier eine Alternative anbieten, die für sie werbetechnisch nutzbar sei.

Die zwap.tv-App soll demnächst erhältlich sein, im Mai wollen die Gründer eine weitere Plattform von vier geplanten starten.

Als Firma lanciert wurde Filmwords im April 2012, von den Cinergy-Mitgründern Martin Glauser und Tobias Asch sowie dem Cinergy-CTO Beat Oberholzer. Die Cinergy-Gruppe, zu der auch die TV-Streaming-Dienst Teleboy gehört, hatten sie 2008 an die Tom Talent Holding verkauft.