Schweizer Kunden schätzen Qualität und sind zuvorkommend, sagt Julia Bösch, Mitbegründerin des Online-Shopppingportals Outfittery aus Berlin. Seit September 2013 ist der „kuratierte Einkaufsbegleiter“ für Herren auch im Schweizer Markt tätig. Bösch ist zufrieden mit der bisherigen Entwicklung, wie sie im Gespräch mit Startwerk sagt. Gestern berichtete TechCrunch zudem über eine weitere Finanzierungsrunde für Outfittery von 13 Millionen Euro. Mit dem Geld möchte das Berliner Startup ihre neuen Märkte – darunter auch die Schweiz – weiter beackern.

Julia Bösch von Outfittery

Julia Bösch von Outfittery

Für Outfittery läuft es zurzeit wie geschmiert: Mittlerweile kleidet das Berliner Startup nach eigenen Angaben über 100 000 Männer in Deutschland, der Schweiz und Österreich ein. Im Unternehmen arbeiten 100 Personen, davon viele Stilberaterinnen. Die Kundschaft von Outfittery sind nämlich Männer. Nun setzt das Gründerszene-Startup des Jahres 2012 seine Expansion fort und hat in einer Finanzierungsrunde weitere 13 Millionen Euro Kapital erhalten, wie das amerikanische Startup-Businessportal  TechCrunch gestern berichtete. Mit dem Kapital sollen die Märkte ausserhalb von Deutschland weiter ausgebaut werden – darunter Österreich und eben die Schweiz. Grund genug, mit Mitbegründerin Julia Bösch über ein erstes Fazit von ihren Erfahrungen im Schweizer Markt zu sprechen.

Gründer haben Bezug zur Schweiz

Julia Bösch verbindet vieles mit der Alpenrepublik: Die 29-jährige mit österreichischen Wurzeln ist am Bodensee bei Konstanz aufgewachsen. Die Schweizer Grenze war nur ein Katzensprung weit entfernt. Ihre Mitbegründerin Anna Alex hat vor der Gründung von Outfittery bei DeinDeal.ch in Zürich gearbeitet. „Die Schweiz ist ein persönliches Anliegen, weil mich vieles mit dem Nachbarland verbindet. Es ist aber auch ein traumhafter Markt“. Die Schweizer würden grossen Wert auf Qualität legen und seien höflich und zuvorkommend als Kunden, sagt Bösch. Natürlich spielt aber auch die Kaufkraft eine Rolle für Outfittery: „Weil der Schweizer Kunde Qualität schätzt und nicht nur auf den Preis schielt, ist er bereit, mehr auszugeben“.

Doch nicht nur der finanzielle Aspekt war für Outfittery ein Grund, in der Schweiz Fuss zu fassen, sondern auch eine Marktlücke: „In der Schweiz gibt es nicht so viele Offline-Angebote – also Shops für moderne und zeitgemässe Männermode. Viele Schweizer haben uns im Vorfeld der Lancierung von Outfittery.ch gefragt, wann unser Angebot auch in der Schweiz erhältlich sei“, erklärt Bösch. Genaue Angaben über die Kundenzahl in der Schweiz möchte Bösch aber noch nicht machen.

Angepasst an Schweizer Markt

Für die Jungunternehmerin war von Anfang klar, dass sie bei der Lancierung von Outfittery in der Schweiz einige Anpassungen gegenüber dem Angebot und der Website in Deutschland vornehmen muss  – und Outfittery nicht einfach Ein-zu-Eins in die Schweiz übertragen kann: „Die Schweizer Kunden werden ausschliesslich von Stylisten aus der Schweiz oder mit Schweizerdeutsch als Muttersprache beraten – und die Versandbox ist rot-weiss anstatt schwarz-weiss wie in Deutschland“, sagt Bösch. Dabei galt es auch, einen Spagat zu schlagen zwischen schweizerischen Gepflogenheiten, ohne aber den deutschen Ursprung von Outfittery zu verleugnen oder anbiedernd zu wirken. Dafür hat sich Bösch zu Anfang Beratung aus der Schweiz geholt – und kürzlich auch einen heimischen Country Manager angestellt: „Wir möchten bei unseren zum persönlichen Stil beispielsweise wissen, ob man eher der Migros- oder Coop-Typ sei“, erzählt Bösch.

Die Kunden in der Schweiz würden vorwiegend aus Einzugsregionen von grösseren Städten stammen, einige seien in beratenden Tätigkeiten bei Grossunternehmen tätig, weiss Bösch. Einige Kunden sin ihr in besonderer Erinnerung geblieben: „Wir haben beispielsweise einen Langlauf-Olympiasieger als Kunden in der Schweiz“, erzählt Bosch. Ein anderer habe ein Outfit bestellt, das er an eine Party von Tycoon Richard Branson angezogen habe. Eine weitere Schweizer Besonderheit hat Bösch ebenfalls ausgemacht: „Die Schweizer Männer tragen mehr Hemden als T-Shirts“. Das frische Kapital möchte Bösch nun auch für den Ausbau und der Bekanntmachung von Outfittery in den 26 Kantonen aufwenden und ist zuversichtlich, dass sie in den nächsten Monaten weitere Kunden für ihren Service überzeugen kann.