Tabus sind im Bildungswesen noch immer an der Tagesordnung. Mit ihrem Startup taboobreaker setzt Karin Stierlin dagegen – und hat damit den Motivationspreis der 9. Women`s Business Conference an der Hochschule Luzern gewonnen. Im Interview mit Startwerk erklärt die Unternehmerin, worauf ihr Konzept beruht.  

Karin Stierlin, Gründerin von taboobreaker

Karin Stierlin, Gründerin von taboobreaker

Wie ist dein Background?
Ich war lange Jahre in den Bereichen der Pädagogik, Sexualerziehung, Coaching und als Dozentin an der pädagogischen Hochschule tätig, bevor ich mich im April 2012 selbständig machte. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in allen Berufsfeldern war zentral und wegweisend für die Gründung meiner jetzigen Firma taboobreaker.

Wie kam es zur Gründung von Taboobreaker – ist dieses Thema ein persönliches Anliegen von dir? Oder war es viel mehr eine Marktlücke, die du beackern wolltest?
Es ist leider noch immer so, dass Jugendliche in zentralen Themen wie der sexuellen Bildung oder der Prävention von Suizid sowohl im schulischen wie auch im sozialen Umfeld zu wenig unterstützt werden. Diese Themen werden aufgrund ihres Konfliktpotentials in der Gesellschaft tabuisiert und es fehlt an entsprechenden Lehrmitteln. Dies fiel mir in meiner Arbeit mit Jugendlichen vermehrt auf und hat mich zum Handeln animiert: Das Umsetzen von Lernwelten, in welchen Wissen mit der Realität der Zielgruppe verlinkt ist und einen vielseitigen Zugang zu komplexen Themen ermöglichen, entsprach schon immer meinen Vorstellungen von ganzheitlichem und effektivem Lernen. Diese zwei Fakten haben sich schlussendlich ergänzt und mich zu meiner Firmengründung bewogen.

Gratuliere zur Auszeichnung der Hochschule Luzern. Ist das eine Genugtuung für dich oder ein Hinweis, dass es in diesem Thema noch viel zu tun gibt? Was bedeutet dir der Preis?
Danke schön. Der Preis ist für mich in erster Linie eine offizielle Würdigung meiner Vision. Und natürlich motiviert eine solche Auszeichnung dazu, weiterhin dran zu bleiben: es gibt noch viele Tabus zu brechen!

Wie ist die Gründung von Taboobreaker verlaufen? Hattest du Investoren?
Eigentlich ganz unspektakulär. Ich gründete meine Firma mit eigenen finanziellen Mitteln, nachdem ich mir ganz sicher war, dass ich diesen Schritt wagen wollte.

Warum ist es so schwierig, Jugendlichen sensible Themen zu vermitteln? Warum ist noch niemand vor dir auf die Idee gekommen, einen solchen Verlag aufzubauen?
Aus meiner Sicht müsste die Frage eher lauten: „Warum tun sich Erwachsene so schwer, diese Themen mit Jugendlichen aufzugreifen?“ Ich erlebe die Jugendlichen als sehr aufgeschlossen und interessiert, wenn sich ihnen die Möglichkeit bietet, sich in einem methodisch und inhaltlich altersgerechten Rahmen mit Tabus auseinander zu setzen. Die erhältlichen, traditionellen Lehrmittel wie Arbeitsblätter oder Bücher verharren jedoch oftmals auf der theoretischen Ebene. Taboobreaker deckt hier mit dem Entwickeln von spielerischen Tools, die verantwortungsbewusstes Denken und Handeln effektiv und nachhaltig fördern, eine Marktlücke ab.

Was macht den Erfolg von Taboobreaker aus?
Das praktische Knowhow, erarbeitet durch langjährige Berufspraxis, der gute Draht zu Kindern und Jugendlichen, die Zusammenarbeit mit international anerkannten Experten und sorgfältig zusammengestellten Projektteams und das cross-mediale Konzept, welches den heutigen Ansprüchen und Möglichkeiten von ganzheitlicher Bildung entspricht.

Wie viele Mitarbeiter hast du heute, wie viele Bücher gebt ihr heraus?
Je nach Projekt setzt sich das spezifisch dafür zusammengestellte Team zusammen. In unserem nächsten Projekt, das über 18 Monat dauern wird, sind über 15 Experten aus verschiedenen Berufs- und Themenfeldern aktiv involviert. 

Wer sind eure Kunden?
Jugendliche sind unsere Hauptkunden auf der Nutzerebene. Die Kunden, die den Revenue Stream einbringen sind jedoch Bildungsinstitutionen, Fachstellen, Verlage, internationale NGO`s und Universitäten und zunehmend Privatpersonen (Eltern, Erzieher, etc.).

Welche neuen Projekte hast du in der Pipeline?
Die Entwicklung eines cross-medialen Prototyps für die Prävention von sexuellen Übergriffen. Zudem sind wir daran Love Land mit weiteren Themen auszubauen, das Coachingangebot zu erweitern und unseren Markt zu vergrössern. Letzteres geschieht aktuell durch die Kooperation mit dem grössten deutschen Bildungsverlag und einer europäischen NGO im Bereich der Gesundheit und Prävention.

Wirst du künftig auch auf anderen Märkten oder in anderen Ländern tätig sein?
Das tun wir bereits und es war auch immer das Ziel von taboobreaker, sich international zu positionieren. Die verschiedenen Pilotstudien in Ländern wie Indonesien oder südafrikanischen Ländern haben sowohl den internationalen Bedarf als auch das Potential unserer Produkte bewiesen.

Wie kam es zum Namen des Startups?
Mittels Brainstorming, Diskussion und Austausch mit Freunden. Die zündende Idee hatte schlussendlich ein guter Freund: ich werde ihm dafür ewig dankbar sein.

Was bietet Taboobreaker neben Lehrmitteln sonst noch an?
Support in Form von Coaching und Consulting. Taboobreaker ist neu auch im Joiz TV dabei. Zudem organisiert taboobreaker auch Schuleinsätze, Workshops und Konzeptentwicklung an. Der Fundus an Ideen, Knowhow und Netzwerken ist vielseitig und professionell genug, um unseren internationalen Kunden ein massgeschneidertes Angebot unterbreiten zu können.