Gründen nur mit Eigenkapital ist nicht immer eine Option, wenn es um ambitiöse Pläne geht. Bei der Suche nach passender Finanzierung beleuchten wir im folgenden Beitrag verschiedene Möglichkeiten. Zudem verriet Alexander Stoeckel, Partner bei der in Venture Capital Gesellschaft b-to-v, seine Sicht auf die Startup-Szene und erklärt, weshalb er und seine Partner nicht in das Erfolgsunternehmen Uber investiert haben.

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In den USA schon längst Alltag, kommen in Europa und vor allem in der Schweiz vermehrt Business Angels auf. Stoeckel bestätigt diesen Trend: «Die Aktivitäten von Business Angels nehmen spürbar zu. Startup Investments legen allmählich den Ruf ab, nur wenigen ausgewählten Superreichen vorbehalten zu sein.» Viele Investoren wollen direkter in Unternehmen investieren und die Entwicklung prägend mitgestalten, was als klassischer Investor nicht so möglich ist wie als Startup Investor.

«Im regulären Studium in Deutschland habe ich den Begriff Venture Capital nie bewusst gehört. Erst als ich meinen MBA in Oxford absolvierte, stolperte ich darüber. Ich war von Anfang an begeistert», sagt Stoeckel. Danach habe er als selbständiger Startup-Consultant gearbeitet, bevor er von b-to-v kontaktiert worden sei. «Ich habe also nichts gegründet oder in etwas investiert. Die Firma hat mich kontaktiert, zu einem Gespräch eingeladen und dann genommen. Und ich bin noch immer dankbar für dieses Privileg».

Mögliche Anlaufstellen
Es stellt sich natürlich die Frage, wie man an diese Business Angels herankommt? Laut Stoeckel sind das in der Schweiz vor allem Veranstaltungen und Netzwerke. «Die Venture Kick Initiative kann ich sehr empfehlen. Die Jury-Mitglieder, die man auch im Internet findet, sind sehr gute Business Angels. Auch die SECA, der Schweizer Dachverband der Private Equity und Venture Capital Gesellschaften, bietet Zugang zu Angels. Ebenso Netzwerke wie Go Beyond oder breiter aufgestellte Venture Capital Gesellschaften mit eigenem Business Angel Netzwerk wie b-to-v können in Betracht kommen.» Neu engagieren sich auch namhafte Industriepartner und erfolgreiche Gründer zusammen mit dem Accelerator-Programm venturelab für die nächste Startup-Generation. Wer es schafft, sich bei venturelab als Startup Talent zu qualifizieren, erhält direkten Zugang zu wichtigen Entscheidungsträgern und Investoren.

So spielte venturelab bei der kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde des EPFL Spin-offs L.E.S.S. in Höhe von drei Millionen Franken – wir berichteten – eine wichtige Rolle: «venturelab hat sein Netzwerk zu Business Angels aktiviert und auch erfolgreiche Gründer aus dem Founders Cash Pot motiviert, sich mit substanziellen Beträgen in dieser Finanzierungsrunde zu beteiligen.», so Beat Schillig, Gründer und Präsident von venturelab. Am Montag pitchen zudem von venturelab ausgewählte Startup Talents in der Berliner Botschaft vor 20 internationalen Investorengruppen im Rahmen eines Pre-Events der NOAH Konferenz. Im Vorfeld haben wir uns mit NOAH-Chef Marco Rodzynek zum Gespräch getroffen. Neben b-to-v sind u.a. Wellington Partners, IBB Beteiligungsgesellschaft, Atlantic Ventures, DCM, Seven Ventures, Corporate Finance Partners, Creathor, Redalpine dabei.

«Cold-Calls sind irritierend»
Wenn man mal herausgefunden hat, wer entscheidende Business Angels sind, sollte man sie zum richtigen Zeitpunkt ansprechen. Am besten funktioniere es, laut Stoeckel, an Veranstaltungen, wo man zunächst den Kontakt knüpft und später in einem weiteren Gespräch oder via Email die Idee präsentiert. Unbeliebt seien dafür sogenannte Cold-Calls, in denen Angels unerwartet von einem Entrepreneur angesprochen oder angerufen werden. «Cold-Calls sind sehr irritierend. Das wäre dasselbe, als wenn jemand mich anrufen würde, den ich nicht kenne, und der mir dann ein Haus verkaufen wollte. Das kann ich mir schlecht vorstellen, dass ein VC oder ein Angel auf so einen Zug aufspringt», sagt Stoeckel.

Besser sei es, wenn man die zu kontaktierende Person vorher kennenlernt – sei es real oder über ein soziales Netzwerk. Auf diese Weise kann man die Angels auf den eigenen Anruf vorbereiten. Die beste Möglichkeit sei eine Empfehlung von einer Drittperson oder von Accelerator-Programmen wie venturelab. «Diese Empfehlung dient dann quasi als Referenz, dass eine Idee gut genug und ausgereift ist, um es einem Angel oder VC vorzustellen», sagt er. Wenn der Referenzgeber ein bisschen Ansehen bei dem jeweiligen Angel oder VC geniesst, dann lässt sich die Eingangstür auf diese Weise sehr schnell aufstossen.

«Uber hätten wir machen müssen»
Aber auch VCs sind nur Menschen und treffen Fehlentscheidungen. Daher darf man sich von Absagen nicht entmutigen lassen. Beispielsweise zeigen die Entscheidungen von Bessemer Venture Partners, eine berühmte amerikanische Venture Capital Gesellschaft, dass sie in Startups nicht investierten, die später milliardenschwere Firmen wurden. Ihr Antiportfolio kann man auf ihrer Webseite einsehen. Auch Stoeckel plant etwas Ähnliches für b-to-v. Er nennt einige Beispiele: «Der weltbekannte Taxi-/Limousinenservice Uber stand schon 2011 mit uns in Kontakt, als einer der Gründer in einem Reisebus zwischen zwei Terminen das Geschäftskonzept b-to-v Mitgliedern und Partnern präsentiert hat. Wir fanden die Idee zwar interessant, sind der Beteiligungsmöglichkeit aber dann nicht entschieden genug nachgegangen. Zwei Monate später war es dann schon zu spät und Uber schoss durch den Himmel – wir hätten das natürlich machen müssen.»

Square sei ein weiteres Beispiel, das b-to-v mit dem Gründer in einer reifen, insgesamt aber immer noch relativ frühen Entwicklungsphase diskutiert hat. Auch Square hat sich inzwischen zu einem Unicorn entwickelt, d.h. einem Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als USD 1 Mrd. Aber „zu irren ist menschlich“, wie das Sprichwort sagt, und im aktuellen Portfolio von b-to-v befinden sich auch einige Unternehmen mit hervorragendem Erfolgspotential.